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Boris Shiryayev

Großmächte auf dem Weg zur neuen Konfrontation? Das "Great Game" am Kaspischen Meer: eine Untersuchung der neuen Konfliktlage am Beispiel Kasachstan

Hamburg: Verlag Dr. Kovač 2008 (Schriften zur internationalen Politik 24); V, 351 S.; 88,- €; ISBN 978-3-8300-3749-1
Diss. Freiburg i. Br.; Gutachter: G. Riescher, J. Rüland. – Seit dem Zerfall der Sowjetunion hat das Gebiet um das Kaspische Meer an geostrategischer Signifikanz gewonnen. Als Hauptgründe führt Shiryayev den Reichtum an fossilen Energieträgern wie Erdöl und Erdgas sowie die geografische Lage an der Schnittstelle zwischen Europa, Asien und dem Mittleren Osten an. Diese und weitere Faktoren haben dazu geführt, dass die Region ins Blickfeld rivalisierender internationaler staatlicher bzw. nichtstaatlicher Akteure, insbesondere aber der Großmächte USA, Russland und China gerückt ist. Diese Auseinandersetzung um Einflusssphären in der Region wird in Anlehnung an den Wettstreit zwischen dem russischen Zarenreich und dem British Empire im ausgehenden 19. Jahrhundert in der politischen Diskussion häufig als „Great Game“ bezeichnet. Auf der Grundlage breiten Quellen- und Datenmaterials fragt der Autor, der durch seine Herkunft der Region eng verbunden ist, nach den Voraussetzungen und Wirkungen des neuen „Great Game“. Als Fallbeispiel wählt er den ressourcenreichsten und geopolitisch bedeutendsten Staat Zentralasiens: Kasachstan. Die Vorgänge werden aus der Perspektive der neorealistischen Schule der internationalen Politik betrachtet. Beleuchtet werden die Ursachen des Mächteantagonismus in der Region, destabilisierende Faktoren, die Interessen der involvierten Großmächte und Instrumente zur Durchsetzung der jeweiligen Bestrebungen. Dabei bezieht der Autor nicht nur die Rohstoffkomponente, sondern auch politisch-kulturelle, sicherheitspolitische, ethnische und religiöse Dimensionen ein. Auf diese Weise eruiert Shiryayev die Chancen der Großmächte auf Durchsetzung ihrer Ambitionen. Insgesamt seien die Positionen der Großmächte in Kasachstan so gut ausgebaut, dass kein außenpolitisches Machtvakuum vorhanden sei, weshalb von einem neuen „Great Game“ am Kaspischen Meer aus wissenschaftlicher Sicht nicht gesprochen werden könne. Russlands Stellung sei noch immer die stärkste, sodass die Möglichkeiten der USA und Chinas ein „Großes Spiel“ zu gestalten beschränkt blieben.
Sabine Steppat (STE)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 4.2 | 4.41 | 2.68 | 2.62 | 2.64 Empfohlene Zitierweise: Sabine Steppat, Rezension zu: Boris Shiryayev: Großmächte auf dem Weg zur neuen Konfrontation? Hamburg: 2008, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/30186-grossmaechte-auf-dem-weg-zur-neuen-konfrontation_35795, veröffentlicht am 13.10.2009. Buch-Nr.: 35795 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken