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Ilja Braun

Grundeinkommen statt Urheberrecht? Zum kreativen Schaffen in der digitalen Welt

Bielefeld: transcript Verlag 2014 (xtexte); 187 S.; 21,99 €; ISBN 978-3-8376-2680-3
Seit Jahren quält sich die Medienbranche mit der Frage herum, wie tragfähige Geschäftsmodelle im digitalen Zeitalter aussehen könnten. Im Zentrum der Debatten steht meist das Urheberrecht. Der Journalist Ilja Braun schreibt seit Langem über dieses Thema. In seinem Essay präsentiert er noch einmal die wesentlichen Ideen, die seither bewegt wurden, wie beispielsweise die Kulturflatrate oder eine weitgehende öffentlich‑rechtliche Finanzierung. Ihm geht es dabei „nicht darum, Angehörigen des ohnehin schon stark subventionierten Kulturbetriebs weitere Privilegien zu sichern“, sondern um „die Anerkennung der Kreativität als herausragenden Produktivfaktor in unserer Gesellschaft“ (13). Das führt ihn letztlich zu der Frage aus dem Buchtitel. Braun setzt sich dabei auch mit dem vielleicht wichtigsten Gegenargument zu einem Grundeinkommen auseinander: Bei einer Zahlung ohne Gegenleistung würde nämlich ein eminenter gesellschaftlicher Fehlanreiz gesetzt. Demgegenüber steht die These, gerade Künstler und andere Kreative seien primär intrinsisch bei ihrer Arbeit motiviert und weniger monetär. Braun hält das Grundeinkommen eindeutig für eine praktikable Alternative nicht nur zur gegenwärtigen Finanzierung kreativen Schaffens, sondern als generelle Lösung für alle Branchen. Er sieht dies als nützliche Utopie, an die es sich anzunähern gelte, um als unbefriedigend erachtete gesellschaftliche Zustände zu verbessern. Geeignet seien „alle Formen von Unterstützung einer größeren Selbstbestimmung der Subjekte über ihre kreativen Tätigkeiten, deren Zwecke und Produkte“ (172). Ganz unabhängig von der – meist mit wenig ökonomischem Sachverstand geführten – Debatte um ein Grundeinkommen für alle ist das Buch ein Gewinn für diejenigen Leser_innen, die einen systematischen Überblick über die gegenwärtigen Ideen und Argumente zu der Reform des Urheberrechts und Zukunft der digitalen Medienwelt suchen.
Dirk Burmester (DB)
Dr., Politikwissenschaftler, wiss. Angestellter der Freien und Hansestadt Hamburg.
Rubrizierung: 2.331 | 2.33 | 2.343 Empfohlene Zitierweise: Dirk Burmester, Rezension zu: Ilja Braun: Grundeinkommen statt Urheberrecht? Bielefeld: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37409-grundeinkommen-statt-urheberrecht_45691, veröffentlicht am 14.08.2014. Buch-Nr.: 45691 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken