Politikwiss. Diss. Halle-Wittenberg; Gutachter: S. Schüttemeyer, E. Holtmann. – Im Sommer 2000 entschied der amerikanische Kongress über das wohl wichtigste Handelsabkommen der Vereinigten Staaten seit Beginn der 90er-Jahre: die Normalisierung der Handelsbeziehungen zu China. Befürworter in den USA argumentierten, dass der Vertrag den chinesischen Markt öffnen und die Beziehungen zu China dauerhaft stabilisieren würde. Gegner hingegen befürchteten ein erhöhtes Volumen billiger chinesischer Importe bei gleichzeitigem massiven Stellenabbau in den USA und den Verlust eines Sanktionsinstruments. Kolkmann zeichnet den parlamentarischen Prozess im Kongress nach und bezieht externe Akteure, wie den Präsidenten, Interessenverbände, Wirtschaftsunternehmen und Gewerkschaften, mit ein. Die Untersuchung bedient sich der Netzwerkanalyse und erfolgt auf zwei Ebenen: Auf der ersten Ebene wird der Kongress als zentraler Akteur und als Bestandteil eines komplexen Politiknetzwerks verstanden. Die zweite Ebene ist dem Entscheidungsprozess im Kongress selbst gewidmet. Laut Kolkmann steht die dargestellte Debatte pars pro toto für den rapiden und grundlegenden Wandel des Politikfeldes Handelspolitik in den 90er-Jahren. Seine Analyse zeigt nicht nur die Veränderung eines Politikfeldes im politischen System der USA, sondern erlaubt auch Rückschlüsse auf konkrete Politikprozesse im Kongress sowie auf Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu anderen Politikfeldern. Des Weiteren dokumentiert und analysiert Kolkmann, der zum Zeitpunkt der Abstimmung selbst im Kongress tätig war, das politische Kräfteverhältnis im Kongress am Ende des Jahrzehnts.