Hans‑Werner Sinn ist einer der bekanntesten und einflussreichsten Ökonomen im deutschsprachigen Raum. Anlässlich seiner Emeritierung als Professor sowie als scheidender Präsident des ifo‑Instituts ehrt die Festschrift in insgesamt 111 Artikeln Sinns Beiträge zu den zentralen politökonomischen Diskussionen der vergangenen 25 Jahre. Die Autor_innen sind Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Wirtschaft, Medien und Politik (auch von außerhalb Deutschlands) und würdigen, mal persönlich kokettierend, mal professionell distanziert, Sinns kritische Auseinandersetzung mit wirtschaftspolitischen Problemen, sein Engagement für die Internationalisierung und Professionalisierung der wirtschaftswissenschaftlichen Forschungslandschaft in Deutschland sowie seine Leidenschaft, mit der er streitbare Argumente auch in öffentlichen Debatten vorträgt. Gerade Sinns Angriffslust und sein Bedürfnis, den engen Rahmen des akademischen Betriebes zugunsten einer breiteren Öffentlichkeit zu verlassen und politische Debatten anzustoßen, werden im Buch einhellig als großes Verdienst seines Schaffens hervorgehoben. Die zweiseitigen Artikel sind grob entlang wichtiger wirtschaftspolitischer Themen strukturiert, zu denen Sinn in bekannten Sachbüchern Stellung bezogen hat. Chronologisch werden neben der Wiedervereinigung, der Rentenreform oder der Energiewende auch die Herausforderungen der europäischen Integration oder der Migration behandelt. Jedes Kapitel wird durch einen Beitrag eingeleitet, der Sinns jeweiligen Diskussionsinput umreißt, und reicht dann von der Beschäftigung mit spezifischen Argumenten (zum Beispiel die Forderung nach einer „aktivierenden Sozialhilfe“ im Kontext der Agenda 2010) über die allgemeine Affirmation seiner wirtschaftspolitischen Diagnosen (zum Beispiel die mangelnde Haftungsbeschränkung als Hauptauslöser der Finanzkrise von 2008) bis hin zu eher kritischen Tönen (für Gregor Gysi ist Sinn bisweilen „ein Marktradikaler außerirdischer Dimension“, 65). Die Festschrift verdeutlicht damit die Vielfältigkeit im Schaffen Hans‑Werner Sinns, ohne den Anspruch zu erheben, die angerissenen Debatten systematisch nachzuvollziehen.