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Klaus Klemm / Jutta Roitsch (Hrsg.)

Hauptsache Bildung. Wissenschaft, Politik, Medien und Gewerkschaften nach PISA. Festschrift für Karl-Heinz Reith

Münster/New York: Waxmann Verlag 2015; 173 S.; brosch., 24,90 €; ISBN 978-3-8309-3210-9
In dem Überblick über das „bildungspolitische Jahrzehnt“ (7), das mit der Veröffentlichung der Ergebnisse der ersten PISA‑Studie 2001 angebrochen ist, werden Höhen und Tiefen der Debatte aus der Sicht von Bildungspolitik, ‑forschung, und ‑journalismus sowie Gewerkschaften präsentiert. Der Bildungsforscher und Sachverständige Klaus Klemm analysiert die „Problemzonen“ (40) in der Beziehung von Bildungsforschung und Bildungspolitik, hält er doch fest: Je „mehr sich beide Seiten […] bewusst geworden sind, dass sie aufeinander angewiesen sind, umso deutlicher werden auch die grundsätzlichen Schwierigkeiten, die der Umsetzung dieses gemeinsam getragenen Bewusstseins in konkretes Handeln und Verhalten im Wege stehen“ (39). Beispielsweise stünden die unterschiedlichen Zeitlogiken zwischen ihnen; während die Politik oftmals auf Kurzfristigkeit ausgelegt sei, orientiere sich der Forschungsprozess an keinen von außen gesetzten zeitlichen Rahmen. Auch bilde die Wissenschaftssprache häufig ein Hindernis für eine komplikationslose Kommunikation zwischen den beiden Bereichen. Klemms Vorschlag für eine effektivere Zusammenarbeit ist ein am Vorbild des Wissenschaftsrats angelehnter Nationaler Bildungsrat, der sich aus einer wissenschaftlichen Kommission und einer Verwaltungskommission zusammensetzt, die gemeinsame Empfehlungen erarbeiten und verabschieden. Marianne Demmer, stellvertretende Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, kritisiert scharf die Aufrechterhaltung von konservativen Bildungsmythen durch die Medien und die Schulpolitik. Trotz gegenteiliger Erkenntnisse – bereits 1997 mit der Veröffentlichung der Ergebnisse der Third International Mathematics and Science Studies – wurde weiterhin lautstark der Vorteil des dreigliedrigen Schulsystems verkündet und gegen Gesamtschulen und angebliche Kuschelpädagogik gewettert. „Wie soll ‚Bildungsgerechtigkeit‘ in einem selektiven Schulsystem erreicht werden, dessen Hauptproblem unübersehbar seine soziale Ungerechtigkeit ist, die durch die frühe Trennung auf unterschiedlich anspruchsvolle Schulformen massiv verstärkt wird?“ (104) Eine Antwort fand sich in der öffentlichen Debatte, die laut Demmer geprägt war von einer „veritable[n] Anti‑Gesamtschulhysterie“ (102) und der konservativen Zielsetzung, „endlich die Überlegenheit traditioneller Pädagogik über alle Neuerungen zu belegen“ (112), bisher nicht.
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Rubrizierung: 2.3432.35 Empfohlene Zitierweise: Simone Winkens, Rezension zu: Klaus Klemm / Jutta Roitsch (Hrsg.): Hauptsache Bildung. Münster/New York: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38994-hauptsache-bildung_46931, veröffentlicht am 22.10.2015. Buch-Nr.: 46931 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken