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Alice Pechriggl / Anna Schober (Hrsg.)

Hegemonie und die Kraft der Bilder

Köln: Herbert von Halem Verlag 2013 (Klagenfurter Beiträge zur Visuellen Kultur 3); 257 S.; brosch., 30,- €; ISBN 978-3-86962-072-5
Mit diesem Tagungsband werden entlang disziplinärer Schnittstellen die Rolle und das Potenzial von bildlicher Repräsentation im Entstehungs‑ und Reproduktionsprozess gesellschaftlicher Machtverhältnisse nachgespürt. Die Aktualität dieses Machtzusammenhangs als Hegemonie zu begreifen, ermögliche es, die vielfältigen Formen der Inkraftsetzung, aber auch der Herausforderung des Bestehenden in den Blick zu bekommen. Dabei komme dem Bild eine besondere Stellung zu, da es in einem „Exzess an Dichte und Fülle […], der der Formalisierung widersteht“ (18), affektiv und auch unbewusst wirke. Die Autorinnen und Autoren gehen diesen Mechanismen mit ganz unterschiedlichen Ansätzen analytisch nach. Gustavo Castagnola verweist auf die Rolle der Bilder in der Aufrechterhaltung der charismatischen Figur Per Óns selbst nach seinem Fall und Exil, die es ihm schließlich erlaubten, eine bestimmte hegemoniale Konstellation bis zu seiner Rückkehr nach Argentinien aufrechtzuerhalten. Klaudija Sabo analysiert die Rolle des Mythos um die Schlacht auf dem Amselfeld (im heutigen Kosovo) in der Neukonstruktion eines serbischen Nationalismus, indem sie deren unterschiedliche Repräsentationen in Bild und Film auf ihre affektive Dimension hin befragt. Solchen manipulativen Effekten politischer Strategeme widmet sich auch Michael Walter in seiner diskurstheoretischen Auseinandersetzung mit der bildlichen Kommunikationsstrategie der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft, deren „Reformbilder“ eine zutiefst reaktionäre Agenda als Fortschritt in Szene setzen sollen. Eine andere Facette der Bildwelten kommt ins Spiel, wenn diese als Darstellung eines Undarstellbaren auftreten und in dieser Atopie kontingente Kristallisationspunkte von Bedeutung herstellen, weil sie, wie Marc Ries herausstellt, „eine Leere [sind], die von woanders erst ihren Sinn erhält“ (155). Auf die dezidiert politische Dimension dieser Prozesshaftigkeit verweist beispielsweise Astrid Deubner‑Mankowsky im Anschluss an Rancière. Insgesamt aber ergibt diese Mischung aus Faszination und scharfsinniger Analyse der komplexen Prozesse der Instituierung von Herrschaftsverhältnissen in einem weitgefassten Diskursraum zwangsläufig die Perspektive auf ein „Sich‑Ergeben[…] von Hegemonie“ (15), als ein quasi kontingentes Machtgefüge im leeren Raum. Dabei wird – zum Teil bewusst – die Gelegenheit verspielt, jene strukturellen Zusammenhänge reflektieren zu können, die diese Wahrnehmung von Hybridität und Fluidität überhaupt erst ermöglichen.
Alexander Struwe (AST)
B. A., Politikwissenschaftler, Student, Goethe-Universität Frankfurt am Main.
Rubrizierung: 5.42 Empfohlene Zitierweise: Alexander Struwe, Rezension zu: Alice Pechriggl / Anna Schober (Hrsg.): Hegemonie und die Kraft der Bilder Köln: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36847-hegemonie-und-die-kraft-der-bilder_45073, veröffentlicht am 13.03.2014. Buch-Nr.: 45073 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken