Skip to main content
John J. Maresca

Helsinki Revisited. A Key U.S. Negotiator's Memoirs on the Development of the CSCE into the OSCE. With a foreword by Hafiz Pashayev

Stuttgart: ibidem-Verlag 2016 (Soviet and Post-Soviet Politics and Society 150); X, 272 S.; 24,90 €; ISBN 978-3-8382-0852-7
Die Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE) gilt als ein entscheidender Wegbereiter für die Annäherung zwischen Ost und West und für das Ende des Kalten Krieges. Wie aufwändig und komplex die diplomatischen Bemühungen für ein friedliches Europa (und ein vereintes Deutschland) waren und wie aus der veränderten geopolitischen Situation nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion aus der KSZE die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) hervorgehen konnte, ist das Thema des amerikanischen Diplomaten John Maresca. Zunächst als stellvertretender Vorsitzender, dann als Vorsitzender der US‑Delegation und als Botschafter war er von 1970 bis 1990 sowohl an den Vorbereitungen für die KSZE als auch an deren Folgetreffen direkt beteiligt. Die chronologischen Ausführungen und persönlichen Erinnerungen gliedern sich in drei Abschnitte. Während im ersten Teil des Buches die Verhandlungen bis zur Unterzeichnung der Schlussakte von Helsinki 1975 im Mittelpunkt stehen, werden deren emanzipatorischer Gehalt für osteuropäische Aktivisten sowie die Folgekonferenzen bis zur Unterzeichnung der Charta von Paris, die 1990 den Kalten Krieg offiziell beendete, im zweiten Teil behandelt. Besonders interessant ist, wie der Autor die Verhandlungsstrategie der USA skizziert: Diese waren innerhalb der NATO maßgeblich an der Positionsbestimmung des Westens beteiligt, hielten sich in den Verhandlungen aber zurück und überließen das Feld den europäischen Verbündeten. Erst ein Regierungswechsel initiierte eine verstärkt konfrontative Verhandlungsstrategie gegenüber den Sowjets. Im dritten Teil umreißt der Autor die turbulente und unübersichtliche Situation, die sich aus der Vielzahl der neuen unabhängigen Staaten der ehemaligen UdSSR für die junge OSZE ergab sowie seine Reise als US‑Botschafter in diese Staaten. Neben den spannenden Anekdoten sind die Memoiren besonders gehaltvoll, wenn sie Rückschlüsse auf die Feinheiten der diplomatischen Arbeit, die schwierige geopolitische Situation in Europa und den voraussetzungsvollen Wandel der Sowjetunion zu einem demokratischen und kapitalistischen Staat erlauben. Dann wird ersichtlich, wie wichtig die KSZE für ein Verständnis des heutigen Europa ist und welche Rolle die OSZE auch in aktuellen Konflikten wie dem in der Ukraine einnehmen kann.
{SJS}
Rubrizierung: 4.14.24.3 Empfohlene Zitierweise: Sven-Jacob Sieg, Rezension zu: John J. Maresca: Helsinki Revisited. Stuttgart: 2016, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39755-helsinki-revisited_47675, veröffentlicht am 16.06.2016. Buch-Nr.: 47675 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken