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Johannes Michael Nebe (Hrsg.)

Herausforderung Afrika. Gesellschaft und Raum im Wandel

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2011; 432 S.; 49,- €; ISBN 978-3-8329-6314-9
Der Herausgeber legt mit diesem Buch einen großartigen Einstieg in die Gegenwartsgeschichte des afrikanischen Kontinents vor. Das (in der Regel medial vermittelte) Bild von Afrika, lebt von Verzerrungen, Zuspitzungen und Verkürzungen: Afrika besteht – plakativ formuliert – aus Unterentwicklung, Bürgerkrieg und Serengeti. Dabei geht nicht nur das Gespür für innerkontinentale Unterschiede verloren, auch die Vielfalt der afrikanischen Kultur und Lebensweise gerät aus dem Blick. Diesen Missstand möchte Nebe beheben und versammelt knapp 30 Beiträge, die ein differenziertes und spannendes Bild Afrikas malen. Wirtschaft und Soziales, Migration und Bevölkerung, Gesundheit, Bildung, Umwelt, Verkehr sowie die besondere Rolle von Entwicklungspolitik und -zusammenarbeit – das sind nur einige der Themen, die das Buch behandelt. Interessante Einsichten ermöglichen viele der Beiträge insofern, als sie Fakten darbieten, welche die durch die Medien oftmals vermittelten Bedrohungsszenarien für die westliche Welt gerade rücken. Hans Werner Mundt zeigt in seinem Beitrag etwa, dass die Berichterstattung über chaotische Flüchtlingsansammlungen am Mittelmeer bei näherer Untersuchung kaum haltbar ist. Zahlenmäßig sind diese Migrationsbewegungen zum einen verschwindend gering, zum anderen aber betreffen sie dann in der Regel vor allem hoch qualifizierte Personen, deren Abwanderung eher den afrikanischen Ländern schadet. Mit Blick auf die Entwicklungshilfe für Afrika stimmen viele der Autoren darin überein, dass diese weiterhin verfehlt ist und an den falschen Hebeln ansetzt, indem sie beispielsweise (so James Shikwati) vor allem die Interessen der Geber berücksichtigt, die Korruption fördert oder unnötige Bürokratien schafft, die die eigenen politischen Strukturen eher untergraben. Während Afrikaexperten wenig Neues finden werden, richtet sich der Band doch an einen breit gestreuten Interessiertenkreis. Gleichermaßen heterogen erweisen sich im Übrigen die einzelnen Beiträge, was der unterschiedlichen Herkunft ihrer Autoren geschuldet ist (5 der Beiträge sind zudem auf Englisch verfasst). So kommen sowohl Wissenschaftler und Ökonomen als auch Journalisten und Mitarbeiter sozialer Organisationen zu Wort. Dementsprechend verschieden gestaltet sich die Lesbarkeit der Kapitel. Für Schüler, Studierende und Lehrende bietet das Buch einen interessanten Einstieg in die Gegenwart des afrikanischen Kontinents. Seiner potenziellen Qualität als „Lesebuch für Allgemeininteressierte“ steht zwar weniger der Inhalt, dafür aber wohl leider der Kaufpreis im Wege.
Björn Wagner (BW)
Dipl.-Politologe, Doktorand und Lehrbeauftragter, Universität Jena.
Rubrizierung: 4.44 | 2.67 | 2.22 | 4.42 | 2.261 | 2.263 Empfohlene Zitierweise: Björn Wagner, Rezension zu: Johannes Michael Nebe (Hrsg.): Herausforderung Afrika. Baden-Baden: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/33862-herausforderung-afrika_40574, veröffentlicht am 19.01.2012. Buch-Nr.: 40574 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken