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Michael C. Hermann / Rainer Öhlschläger (Hrsg.)

Hier die Russen – dort die Deutschen. Über die Integrationsprobleme russlanddeutscher Jugendlicher 250 Jahre nach dem Einladungsmanifest von Katharina II.

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2013; 120 S.; 22,- €; ISBN 978-3-8487-0511-5
Migration und Integration gehören zu den beherrschenden Themen in öffentlichen politischen Debatten. Eine der größten Einwanderergruppen in Deutschland bilden die Russlanddeutschen, von denen in den vergangenen Jahrzehnten weit mehr als zwei Millionen Menschen in die Bundesrepublik übergesiedelt sind. Den Herausforderungen und Schwierigkeiten der Integration vor allem der jüngeren Generation aus dieser Gruppe ist dieser schmale Tagungsband gewidmet, der auf ein Symposium der Akademie der Diözese Rottenberg‑Stuttgart im Dezember 2011 zurückgeht. In neun Beiträgen fragen die Autoren – Wissenschaftler und Praktiker aus beiden Ländern – nach der „Lebenslage russlanddeutscher Jugendlicher in Deutschland und Russland, […] deren Ressourcen und Defiziten für eine gelungene Integration in die Gesellschaft, in der sie leben, […] den Konsequenzen für Schule, Sozialarbeit, außerschulische Bildungsarbeit und Strafrechtspflege“ (7). Trotz der quantitativen Bedeutung der Einwanderung blieben Untersuchungen dazu lange rar. Die erwartete weitgehend problemlose Integration der Migranten trat nicht ein, der Trierer Soziologe Waldemar Vogelgesang konstatiert für die letzten Jahre aber einige Fortschritte. Demnach habe sich die „kulturelle und soziale Grenzziehung zwischen der Herkunfts‑ und der Aufnahmegesellschaft in der jüngeren Vergangenheit deutlich abgeschwächt“ (29), Bildungschancen und ‑niveau russlanddeutscher Jugendlicher seien gestiegen, ebenso wie ihr Zugehörigkeitsgefühl zur deutschen Gesellschaft. Voraussetzung für eine solche Teilhabe sind entsprechende Sprachkenntnisse. Nach einer Untersuchung der Mannheimer Linguistin Katharina Dück erzieht mehr als die Hälfte der befragten Russlanddeutschen ihre Kinder bilingual. Schwieriger stellt sich die Situation von Migranten innerhalb der Russischen Föderation dar. Laut des St. Petersburger Soziologen Evgenij Antonov haben diese mit Ablehnung durch die einheimische Bevölkerung, Isolation und wirtschaftlichen Nachteilen zu kämpfen. Wie der Moskauer Politikberater Evgenij Sawinkin feststellt, gilt dies auch für die etwa 400.000 Personen starke russlanddeutsche Bevölkerung, die mittlerweile versprengt über das ganze Land lebt.
Martin Munke (MUN)
M. A., Europawissenschaftler (Historiker), wiss. Hilfskraft, Institut für Europäische Studien / Institut für Europäische Geschichte, Technische Universität Chemnitz.
Rubrizierung: 2.2 | 2.35 | 2.23 | 2.62 | 2.263 Empfohlene Zitierweise: Martin Munke, Rezension zu: Michael C. Hermann / Rainer Öhlschläger (Hrsg.): Hier die Russen – dort die Deutschen. Baden-Baden: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36154-hier-die-russen--dort-die-deutschen_44386, veröffentlicht am 05.09.2013. Buch-Nr.: 44386 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken