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Hubertus Knabe

Honeckers Erben. Die Wahrheit über DIE LINKE

Berlin: Propyläen Verlag 2009; 448 S.; geb., 22,90 €; ISBN 978-3-549-07329-2
„Mit großspurigen sozialen Versprechungen will man die Menschen dazu verführen, den gescheiterten Konzepten noch einmal zu folgen“ (391) – in der Hoffnung, dass die Wähler in Ost und West die SED-Diktatur samt Mauer, Zensur und Wirtschaftsmisere vergessen haben. Ganz unberechtigt scheint diese Hoffnung nicht zu sein, so jedenfalls die Befürchtung Knabes, Direktor der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen, angesichts der Wahlergebnisse der – ja: SED, SED-PDS, PDS, Linkspartei, Die Linke. Aber auch die mehrmalige Umbenennung hat die Partei in ihrem Kern nicht berührt, weder ideologisch noch personell. Diese ostdeutsche Rentnerpartei versteht es aber, sich ein junges und, nach dem Beitritt der WASG-Mitglieder, auch westliches Gesicht zu geben, durch junge Frauen wie die stellvertretende Parteivorsitzende Kipping oder gescheiterte Sozialdemokraten wie Lafontaine – dem Knabe vorwirft, aus rein persönlichen Motiven die PDS vor ihrem Absturz in die regionale Bedeutungslosigkeit gerettet zu haben. Knabe beginnt die – längst überfällige – gründliche Darstellung dieser Partei in der Weimarer Republik, damals firmierte sie unter KPD und war einer der Totengräber der Demokratie. Und wie „die KPD will Die Linke in Deutschland den Kapitalismus überwinden und den Sozialismus errichten“ (41). Nach einer kurzen Einordnung der SED als Partei der Diktatur und nach einem Hinweis auf die seit 1989 andauernden Versuche, die Vergangenheit schönzufärben, erläutert Knabe die bis heute nicht restlos aufgeklärten Schachereien, mit denen die SED-PDS unter ihrem Vorsitzenden Gysi das Parteivermögen rettete. Gysi selbst wird ausführlich hinsichtlich seiner Kontakte zur Stasi beschrieben. Auch hat sich Knabe viele andere Parteimitglieder genauer angesehen: Ostdeutsche SED-Kader, westdeutsche Altkommunisten und frühere Gewerkschaftler, die ehemalige IMs in ihren Reihen haben, gegen NATO, EU und Israel wettern und sich auf kein Parteiprogramm einigen wollen – man scheint sich zu scheuen, so der Eindruck, die programmatisch längst vollzogene Rückkehr zum Staatssozialismus auch noch schwarz auf weiß aufzuschreiben.
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.331 | 2.314 | 2.35 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Hubertus Knabe: Honeckers Erben. Berlin: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/30535-honeckers-erben_36255, veröffentlicht am 19.08.2009. Buch-Nr.: 36255 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken