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Azer Kilic

Identity, Interest, and Politics: The Rise of Kurdish Associational Activism and the Contestation of the State in Turkey

Online-Publikation 2013 (http://kups.ub.uni-koeln.de/5393/1/Kilic_Azer_Dissertation_IMPRS%2DSPCE_.pdf); VII, 225,IV S.
Diss. Köln; Begutachtung: W. Streek, A Bu?ra. – Die 2013 erzielte Einigung zwischen der türkischen Regierung und der PKK über den Abzug der kurdischen Guerillas aus der Türkei markiert den jüngsten Schritt in dem 1999 eingeleiteten Friedensprozess. Mit der Rolle von kurdischen Verbänden in diesem Prozess untersucht Azer Kilic, Soziologin am Social Policy Center der Istanbuler Koç Üniversitesi, eine weniger beachtete Einflussgröße. Kilic beschränkt sich dabei geografisch auf die südostanatolische Provinz Diyarbakir. Ihr geht es konkret darum, die Rolle von Interessensorganisationen und Verbänden im Kampf um die Hegemonie zwischen der türkischen AKP‑Regierung und der kurdischen Bewegung zu analysieren. Nach ihrem Verständnis wirken diese Gruppierungen mit ihrer politischen Artikulationsfunktion sowohl integrativ als auch identitäts‑ und interessenbildend. Dabei hat laut Kilic durch beide Seiten ein Framing entlang unterschiedlicher Konfliktlinien stattgefunden. Während die AKP‑Regierung – beeinflusst von entwicklungstheoretischen Interpretationen – von regionaler wirtschaftlicher Unterentwicklung als konfliktverursachend spreche, hebe die kurdische Bewegung die identitäre Dimension der Auseinandersetzung hervor, indem sie „‚passions‘ over ‚interests‘“ (12) betone und Identitätspolitik betreibe. Mit Blick auf ihren Untersuchungsgegenstand skizziert die Autorin im ersten Teil ihrer Studie die Entwicklung der drei relevanten Akteurstypen, zu denen sie neben sozialen Bewegungen (die kurdische Bewegung) und politischen Parteien (AKP) auch organisierte Interessen (kurdische Verbände und Interessengruppen) zählt. Im zweiten Teil erfolgt eine tiefergehende Untersuchung von kurdischen Wirtschaftsvereinigungen, Berufsverbänden und Gewerkschaften als dieser dritten Akteurskategorie. Im Ergebnis zeigt sich, dass Organisationen, die auf eine identitäts‑ statt interessenzentrierte Politik gesetzt haben, eher integrative Wirkungen erzielen konnten. Die unterschiedliche Bedeutung der Organisationen (insbesondere der Wirtschaftsverbände, die die Rolle führender zivilgesellschaftlicher Akteure übernommen haben) ergab sich dabei – folgt man der Autorin – aus ihrer vorteilsgewährenden korporatistischen Struktur. Die Interaktion zwischen diesen Verbänden muss nach Kilic allerdings als durchaus heterogen und sowohl von Konflikten als auch Kooperation geprägt verstanden werden, die sich durch die vereinigende Wirkung von identitärer Politik und dem spaltendenden Einfluss konfligierender Interessenpolitik(en) ergeben.
Christian Patz (CPA)
M.A., Politikwissenschaftler, wiss. Mitarbeiter, Institut für Sozialwissenschaften, Fachbereich Politikwissenschaft, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel.
Rubrizierung: 2.632.22 Empfohlene Zitierweise: Christian Patz, Rezension zu: Azer Kilic: Identity, Interest, and Politics: The Rise of Kurdish Associational Activism and the Contestation of the State in Turkey 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37471-identity-interest-and-politics-the-rise-of-kurdish-associational-activism-and-the-contestation-of-the-state-in-turkey_45961, veröffentlicht am 28.08.2014. Buch-Nr.: 45961 Rezension drucken