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Willy Brandt

"Im Zweifel für die Freiheit" Reden zur sozialdemokratischen und deutschen Geschichte. Hrsg. von Klaus Schönhoven

Bonn: Verlag J. H. W. Dietz Nachfolger 2012 (Willy-Brandt-Dokumente 2); 858 S.; brosch., 36,- €; ISBN 978-3-8012-0426-6
Willy Brandt war kein Historiker, jedoch zweifelsohne ein an historischen Entwicklungen interessierter Politiker. Eine Auswahl seiner historischen Betrachtungen zu Ereignissen, Geschehnissen und Persönlichkeiten hat Klaus Schönhoven nun im zweiten Band der Willy‑Brandt‑Dokumente editiert. In seiner Einleitung ist der Mannheimer Historiker bemüht, die Gedanken des ehemaligen Bundeskanzlers in dessen Biografie einzuordnen. Die Verehrung von August Bebel, die distanzierte Sympathie zu Rosa Luxemburg sowie die Zweifel an der Rolle der Sozialdemokratie in der Revolution 1918 und bei der Stützung der Weimarer Republik legen in der Tat Zeugnis ab von den Anfängen Brandts politischer Biografie, die im sozialdemokratischen Arbeitermilieu begann und ihn zwischenzeitlich zur linkssozialistischen SAP führte. Schönhoven betont an dieser Stelle, dass das damit verbundene „apodiktische Urteil Brandts von der Weimar‑Forschung nicht geteilt wird“ (21). Brandt nutzte ansonsten aber gerade in seiner Zeit als Parteivorsitzender die langfristigen historischen Linien, um „seinen Zuhörern die normativen Werteorientierungen nahezubringen, für die Sozialdemokraten in der über hundertjährigen Geschichte ihrer Partei immer wieder eingetreten waren“ (33). Die insgesamt 55 Dokumente, vorwiegend Reden, aber auch einige Artikel, sind in der chronologischen Reihenfolge der Ereignisse abgedruckt, auf die sie sich beziehen. Sie reichen vom Hambacher Fest bis zur Lage Deutschlands nach der Wiedervereinigung. Bedauerlich ist, dass Willy Brandts Abschiedsrede auf dem Parteitag 1987 nicht enthalten ist. Sie bildet, folgt man Schönhovens Einlassungen, nämlich eine Art Fluchtpunkt in den Darstellungen. Ihr Fehlen ist daher bedauerlich, aber ansonsten stellen die sorgsam editierten Beiträge ein ebenso unterhaltsames wie informatives Kaleidoskop zur deutschen Geschichte unter besonderer Berücksichtigung der Sozialdemokratie dar.
Stephan Klecha (SKL)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Institut für Demokratieforschung der Universität Göttingen.
Rubrizierung: 2.3 | 2.331 | 2.313 | 2.312 | 2.311 Empfohlene Zitierweise: Stephan Klecha, Rezension zu: Willy Brandt: "Im Zweifel für die Freiheit" Bonn: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/9259-im-zweifel-fuer-die-freiheit_43244, veröffentlicht am 28.02.2013. Buch-Nr.: 43244 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken