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Hermann Hill (Hrsg.)

Informationelle Staatlichkeit

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2012 (Verwaltungsressourcen und Verwaltungsstrukturen 20); 186 S.; brosch., 49,- €; ISBN 978-3-8329-7509-8
Wer angesichts des Titels die theoretische Konstruktion einer im Wandel befindlichen Staatlichkeit erwartet, wird nach der Lektüre dieses Buches enttäuscht sein. Wer aber einen umfassenden Einblick in die Verwaltungspraxis im Zeichen der Digitalisierung sucht, kann hier fündig werden. Hill hat in dem Sammelband die Vorträge einer Tagung zur Verwaltungsmodernisierung aus dem Jahr 2011 und zusätzliche Beiträge zusammengestellt, die einen Überblick über die föderale Praxis von Open Government und Open Data geben. Hierbei zeigt sich deutlich, dass zahlreiche Verwaltungen das Potenzial von Open Government erkannt haben und sich bemühen, stimmige Konzepte zu entwickeln. Was aber fehlt, ist eine konsistente Strategie über Verwaltungsebenen und Ländergrenzen hinweg, wie etwa Schäfer und Wurster feststellen; sie fordern ein Bundesgesetz zu eGovernment. Gleichzeitig mahnen sie die Koordinierung der Open Government-Strategien auf europäischer Ebene an. Interessant ist die überaus vielfältige Perspektive auf die Herausforderungen, denen sich gelingendes Open Government stellen muss – der demografische Wandel wird als Motor der Entwicklung beschrieben (eGovernment in Sachsen), aber auch die Weiterentwicklung demokratischer Strukturen (etwa in den Kapiteln zu Erfahrungen in Berlin oder in Diepholz) gerät in den Blick. Der Beitrag von Kubicek aus Bremen legt den Schwerpunkt auf Open Data, der möglichst voraussetzungsfreien Bereitstellung von Daten durch die Verwaltungen. Hierzu ist in Bremen ein gesetzlicher Rahmen geschaffen worden, der den „Kulturwandel in der Verwaltung“ (72) eindrücklich fordert und fördert. In fast allen Beiträgen wird deutlich, dass die Bemühungen von Verwaltungsmodernisierung im Spannungsfeld von Partizipationsforderungen und Desinteresse der Öffentlichkeit liegen und ein Ausgleich gefunden werden muss zwischen diesen Polen und der Effektivität des Verwaltungshandelns. Der Eindruck eines Flickenteppichs bleibt nach der Lektüre bestehen, aber auch die Erkenntnis, dass es sich bei Open Government und Open Data um ein sehr dynamisches und breites Themenfeld handelt, in dem auf allen Ebenen ein großer Forschungs- und Entwicklungsbedarf besteht.
Sonja Borski (SBO)
Dipl.-Politologin, wiss. Mitarbeiterin. Institut für Politikwissenschaft, Zentrum für die Didaktiken der Sozialwissenschaft, Universität Bremen.
Rubrizierung: 2.325 | 2.333 Empfohlene Zitierweise: Sonja Borski, Rezension zu: Hermann Hill (Hrsg.): Informationelle Staatlichkeit Baden-Baden: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35669-informationelle-staatlichkeit_43066, veröffentlicht am 20.12.2012. Buch-Nr.: 43066 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken