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Theodoros Lagaris

Innerer Feind, Nation und Demokratie. Zum Legitimationsprozeß in Griechenland nach dem Bürgerkrieg

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2000 (Nomos Universitätsschriften: Politik 108); 375 S.; brosch., 50,62 €; ISBN 3-7890-6349-5
Im Griechenland der frühen 50er-Jahre gab es starke Ängste vor einer kommunistischen Machtergreifung durch die "antinationalen Linken". Wie dagegen vorzugehen sei war eines der wichtigsten Themen liberaler wie konservativer Politiker (11). Diese "innerstaatliche Feinderklärung" war, so die Hypothese des Autors, weniger darin begründet, dass tatsächliche Versuche zur Machtergreifung stattgefunden hätten. Sie begründete sich vielmehr in dem politischen Willen, "die Widerstandsbewegung aufgrund ihrer Forderungen nach Beteiligung an der Gestaltung der neuen Ordnung zu delegitimieren sowie aus den politischen sowie wirtschaftlichen Entscheidungsverfahren auszuschließen" (13). Die Arbeit untersucht die in diesem Prozess zum Tragen gekommenen Legitimationsmuster und -prozesse, vor allem auf der normativ-symbolischen Ebene. Grundlage der Analyse sind neben den Protokollen der entsprechenden Parlamentsdebatten auch Zeitungsberichte und Ähnliches. Schwerpunkt der ausgesprochen detaillierten Darstellung ist jedoch keine Inhaltsanalyse dieser Dokumente, sondern eine allgemeine philosophisch-politische Einordnung und Diskussion. Der in der Arbeit betrachtete Zeitraum umfasst schwerpunktmäßig die Jahre 1950-1955. Aus dem Inhalt: I. Konstituierung und Institutionalisierung der "feindlichen Bedrohung": 1. Die Konstituierung der "feindlichen Bedrohung" am Beispiel der staatlich autorisierten Deutung der Geschichte der 40er Jahre; 2. Die rechtliche Institutionalisierung der Teilung in zwei Lager. Doppelte Legalität und Legitimität. II. "Feindliche Bedrohung" und politischer Konflikt nach dem Bürgerkrieg (1950-1955): 1. Von der Isonomie zur "nationalen Sicherheit": der Verzicht der liberalen Parteien auf die demokratische Legitimation; 2. Vom totalen Sieg der nationalen Legitimation: die "friedliche Revolution" der Synagermos (1952-1955). III. Innerstaatliche Feinderklärung und Legitimation der Herrschaftsordnung: 3. Die Darstellung des feindlichen Lagers in der politischen Rede des Staates; 4. Politisierung des Psychischen: Feinderklärung und Angstproduktion; 5. Die eingeschränkte nationale Gemeinschaft und ihre Mission; 6. Freiheit, Gleichheit und innerer Feind; 7. Die Frage nach der Loyalität und den loyalen Bürgern; 8. Strukturmerkmale der neuen Herrschaftsform.
Silke Becker (BE)
Dipl.-Soziologin; freie Journalistin.
Rubrizierung: 2.61 | 2.25 Empfohlene Zitierweise: Silke Becker, Rezension zu: Theodoros Lagaris: Innerer Feind, Nation und Demokratie. Baden-Baden: 2000, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/13493-innerer-feind-nation-und-demokratie_16164, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 16164 Rezension drucken