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Agnes Arndt

Intellektuelle in der Opposition. Diskurse zur Zivilgesellschaft in der Volksrepublik Polen

Frankfurt a. M./New York: Campus Verlag 2007 (Campus Forschung 919); 169 S.; kart., 24,90 €; ISBN 978-3-593-38326-2
Geschichtswiss. Magisterarbeit FU Berlin; Betreuer: J. Kocka. – Der Begriff der Zivilgesellschaft verdankt seine Wiederentdeckung unter anderem den friedlichen Revolutionen in Ostmitteleuropa. Am Beispiel Polens rekonstruiert Arndt die Zivilgesellschaftskonzepte von drei prominenten Oppositionellen zwischen 1968 und 1989: Adam Michnik, Tadeusz Mazowiecki, Bronislaw Geremek. Dabei zeigt sie nicht nur die Charakteristika des polnischen Zivilgesellschaftsdiskurses, sondern beleuchtet auch den tatsächlichen Stellenwert des Konzepts für die polnische Opposition. Der Begriff der Zivilgesellschaft spielte demnach in den Schriften der polnischen Dissidenten bis Ende der 80er-Jahre lediglich eine marginale Rolle. Gleichzeitig arbeitet sie heraus, wie sehr die Praxis der Opposition mit einem Denken verbunden war, das auf zivilgesellschaftliche Perspektiven zielte, ohne sie zu benennen. Die Autorin verdeutlicht, „dass die Renaissance des Zivilgesellschaftsbegriffs das Produkt eines grenzüberschreitenden Beobachtungs-, Reflexions- und Diskussionsprozesses war, in dem sich ostmitteleuropäische Erfahrungen und westeuropäisch-amerikanische Beobachtungen, alte Bestände westlichen politischen Denkens und 1989/90 in Mitteleuropa akute Deutungsbedürfnisse wechselseitig beeinflussten, vielfach spiegelten und innovativ verflochten“. Die Überwindung der Spaltung zwischen Ost und West und die „Überbrückung des Grabens zwischen ‚bürgerlicher’ und marxistischer Sprache“ (10) bewirkten eine Wiederbelebung des Konzepts der Zivilgesellschaft. Laut Arndt ist die Entstehung des Zivilgesellschaftsdiskurses Bestandteil der demokratischen Umwälzung, die Europa 1989 veränderte. Sie leistet einen Beitrag zu den aktuellen Debatten über Zivilgesellschaft sowie zum Verständnis des Umbruchs in Polen. Die Arbeit ist im Rahmen der Forschungsgruppe „Zivilgesellschaft, Citizenship und politische Mobilisierung in Europa“ am Wissenschaftszentrum Berlin entstanden.
Sabine Steppat (STE)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.22 | 2.2 | 2.24 | 2.61 Empfohlene Zitierweise: Sabine Steppat, Rezension zu: Agnes Arndt: Intellektuelle in der Opposition. Frankfurt a. M./New York: 2007, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/28673-intellektuelle-in-der-opposition_33808, veröffentlicht am 09.04.2008. Buch-Nr.: 33808 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken