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Andreas M. Bock / Ingo Henneberg (Hrsg.)

Iran, die Bombe und das Streben nach Sicherheit. Strukturierte Konfliktanalysen

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2014 (Innovative Forschung – Theorien, Methoden, Konzepte 2); 340 S.; brosch., 64,- €; ISBN 978-3-8487-0802-4
Die „Analyse sozialer Konflikte“ (10) bildet die Basis in diesem an Studierende und Wissenschaftler gerichteten Lehrbuch, von der aus der Konflikt über das iranische Atomprogramm untersucht wird. Da die Bestimmung der „relevanten Konfliktparteien“ nicht einfach sei, wie die Herausgeber einleitend schreiben, sollen Theorien helfen, „die Konfliktparteien analytisch zu strukturieren“ (36). Hubert Mayer und Till Florian Tömmel kommen in ihrer entsprechend theoriegeleiteten Betrachtung der Diskussion über das Atomprogramm zu dem Ergebnis, dass die Außenpolitiken von Iran, USA, Israel und Saudi‑Arabien von einer „realistischen“ (65) Sicht geprägt seien. Dabei bestehe allerdings ein starkes Misstrauen zwischen den Staaten. Die Autoren schlagen der US‑Regierung als wichtigster Macht vor zu überlegen, „welche positiven Anreize für eine Denuklearisierung sie Iran bieten“ (66) können. Antje Nötzold meint, dass der Atomkonflikt mit dem Iran in den vergangenen Jahrzehnten gezeigt habe, dass das nukleare Nichtverbreitungsregime „Schwachstellen“ (130) habe. Der Ausgang dieses Konflikts werde das künftige Non‑Proliferationsregime stark prägen, wobei eine Konfliktregulierung positive Impulse liefern könnte. Simon Koschut schlussfolgert, dass die Selbstwahrnehmung der USA gegenüber Iran eine „starke Opferrolle“ (151) beinhalte. Seine konstruktivistische Konfliktanalyse scheint allerdings selbst politisch konstruiert, wenn davon die Rede ist, dass die Annahme über das nukleare Bestreben Irans „geschickt mit anderen Diskursen und Konfliktebenen (Terrorismus, Verbreitung von Massenvernichtungswaffen)“ (151) verknüpft werde. – Auch wenn das Ende des iranischen Atomkonflikts noch offen ist, kann der Terrorismus, der von Iran aufgebaut und unterstützt wird, kaum geleugnet werden. Für Koschut liegt die Wurzel des iranisch‑amerikanischen Konflikts in „antagonistischen Diskursen“ (152), allerdings reflektiert er nicht deren gesellschaftliche Realitäten – Demokratie auf der einen Seite, diktatorische Verhältnisse auf der anderen. Katharina Götsch und Judith Wiesinger gehen im Kapitel über die regionalen Sicherheitsdimensionen des Konflikts davon aus, dass die US‑Regierung durch die verbalen Attacken des damaligen iranischen Präsidenten gegen Israel unter den Druck geraten sei zu reagieren. Zu beachten sei allerdings, dass Syrien der „einzige verbleibende Verbündete“ (201) des Iran sei und dieser damit selbst unter Druck stehe. Insgesamt entwerfen die Autoren mehrere Handlungsszenarien für die iranische Regierung. Obwohl die Aufsätze wild zusammengewürfelt sind und man sich über die durchaus vorhandenen politischen Positionen mancher Autoren nicht hinwegsetzen sollte, liefert der Sammelband einen Überblick über die Probleme bei den Atomverhandlungen mit dem Iran.
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Rubrizierung: 4.414.222.63 Empfohlene Zitierweise: Wahied Wahdat-Hagh, Rezension zu: Andreas M. Bock / Ingo Henneberg (Hrsg.): Iran, die Bombe und das Streben nach Sicherheit. Baden-Baden: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38028-iran-die-bombe-und-das-streben-nach-sicherheit_46478, veröffentlicht am 29.01.2015. Buch-Nr.: 46478 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken