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Sophie Westermann

Irreguläre Migration – ist der Nationalstaat überfordert? Staatliches Regieren auf dem Prüfstand

Marburg: Tectum Verlag 2009; 193 S.; pb., 24,90 €; ISBN 978-3-8288-9863-9
Unter dem Eindruck des zunehmenden Migrationsdrucks, der als Thema die Medien und die Politik beherrscht, stimmt die Autorin der Feststellung des Kommentators Heribert Prantl zu: „Ob uns diese Migration passt, ist nicht mehr die Frage. Die Frage ist, wie man damit umgeht, wie man sie gestaltet und bewältigt“ (10). Westermann analysiert die nationalstaatlichen Steuerungspotenziale internationaler Wanderungsbewegungen im Kontext der Globalisierung. Sie bezieht sich auf die Gruppe der irregulären oder illegalen Migranten und klammert aus dem der Analyse zugrunde liegenden Steuerungsbegriff präventive Maßnahmen wie Entwicklungspolitik und Ursachenbekämpfung aus. Das für die Untersuchung herangezogene Konzept der Global Governance orientiert sich in der angewandten Form an den Arbeiten des Instituts für Entwicklung und Frieden (INEF). Zum Zusammenhang von Migration und Globalisierung beruft sich Westermann u. a. auf die Arbeiten Saskia Sassens, die feststellte, dass die „Kräfte, die Individuen dazu veranlassen grenzüberschreitend zu wandern, so stark sind, dass traditionelle Methoden der Migrationssteuerung ihre Effektivität eingebüßt haben“ (16). Zugleich fragt die Autorin danach, ob nicht durch das Hinzutreten neuer Akteure auch neue Möglichkeiten entstehen, entsprechend dem Global-Governance-Ansatz: „Die Weltgesellschaft ist untersteuert, und dieses Steuerungsdefizit soll mithilfe neuer Institutionen der internationalen Kooperation […] behoben werden“ (50). Der Unterschied zu herkömmlichen Ansätzen der Internationalen Politik liege in der Ausrichtung auf eine Vielzahl von Akteuren und Ebenen. Kooperation in Regimen und Politiknetzwerken, Private Governance sowie Dezentralisierung und Delegation sind die zentralen Stichworte der Autorin. Dass bisher kaum mit zivilgesellschaftlichen Akteuren kooperiert werde, ist ihrer Ansicht nach ein entschiedener Mangel. Ihre Fallanalysen zu ausgewählten Steuerungsmethoden u. a. in der Schweiz, in Frankreich und Italien untermauern ihre theoretischen Beobachtungen.
Timo Lüth (TIL)
Student, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.263 | 2.21 | 4.42 Empfohlene Zitierweise: Timo Lüth, Rezension zu: Sophie Westermann: Irreguläre Migration – ist der Nationalstaat überfordert? Marburg: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/30615-irregulaere-migration--ist-der-nationalstaat-ueberfordert_36358, veröffentlicht am 10.06.2009. Buch-Nr.: 36358 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken