Ist keine Antwort auch eine Antwort? Die Teilnahme an politischen Umfragen
Politikwiss. Diss. Mainz; Gutachter: J. W. Falter. – Die Anzahl von Meinungsumfragen gerade im Vorfeld von Wahlen ist in den vergangenen Jahren deutlich angestiegen und es gibt kaum mehr eine politische Frage, die nicht auch empirisch überprüft wird. Mit der steigenden Anzahl der Umfragen geht aber auch die Bereitschaft der Bevölkerung zurück, sich daran zu beteiligen. Das wiederum führt zu Qualitätsproblemen der Ergebnisse, die dann nicht mehr repräsentativ sind. Das nachträgliche Gewichten der Ergebnisse mit soziodemografischen Variablen beruhigt zwar das Gewissen, gibt aber keine Gewissheit über die Meinungen der Verweigerer. Dieser Frage nähert sich Hanna Proner an: Was denken diejenigen, deren Meinung man nicht erfragen kann, weil sie die Antworten verweigern? Sie wendet sich den Befragten des ALLBUS 2008 zu, die zunächst nicht teilnehmen wollten, dann aber durch „ausschöpfungssteigernde Maßnahmen“ (40) doch zur Teilnahme überzeugt werden konnten. Vor dem theoretischen Hintergrund der Partizipationsforschung versucht die Autorin Merkmale herauszufinden, die die Wahrscheinlichkeit der Teilnahme erhöhen bzw. verringern. Dahinter steht die Annahme eines Kontinuums der Teilnahmebereitschaft. Die Gruppe der Verweigerer stellt sich schließlich als sehr heterogen heraus, scheint aber tendenziell dem politischen System kritischer gegenüber zu stehen als diejenigen, die sofort zur Teilnahme an Umfragen bereit sind. Die Auswirkungen der höheren Ausschöpfungsrate auf die Verteilungen relevanter Variablen sind aber, so ein Ergebnis, relativ gering.