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Uwe Backes / Alexander Gallus / Eckhard Jesse

Jahrbuch Extremismus & Demokratie (E & D). 25. Jahrgang 2013

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2013; 484 S.; geb., 59,- €; ISBN 978-3-8487-1034-8
Lipsets These vom „Mittelklasse‑Extremismus“ gehört seit den 1960er‑Jahren zum Kernbestand der Kontroversen um Faschismus und Totalitarismus; sie hat Eingang gefunden auch in viele neuere Arbeiten zum Rechtsextremismus. Die Rubrik „Analysen“ eröffnet daher Mitherausgeber Jesse vor diesem Hintergrund mit einer Kritik an aktuellen Studien über den Rechtsextremismus der Mitte (insbesondere Decker/Kiess/Brähler, 2012 [siehe Buch‑Nr. 43243] und 2013 [siehe Buch‑Nr. 44300]). Es folgen Beiträge in vergleichender Perspektive zum extremen Denken beziehungsweise zu den Erfolgsbedingungen des parteipolitischen Linksextremismus in Europa. Manuel Seitenbecher wirft außerdem einen Blick auf nationalrevolutionäre „crossing overs“ der 1960er‑ und 1970er‑Jahre, als Beispiel dient der politische Weg von Henning Eichberg. Der im Unterschied zu Alain de Benoist kaum noch bekannte Eichberg habe seinerzeit als ‚rechter Dutschke‘ gegolten und als Theoretiker zentrale Stichworte der Neuen Rechten (unter anderem „Ethnopluralismus“) geliefert, sich aber schließlich – umgekehrt zu Bernd Rabehl und Horst Mahler – zum Linken gewandelt. In der Rubrik „Daten, Dokumente, Dossiers“ gibt es neben den zuverlässigen aktuellen Überblicken zu Wahlen und Organisationen in 2012 ein von Mitherausgeber Gallus verfasstes Kurzporträt der vom Alt‑Neonazi‑Aktivisten Christian Worch neu gegründeten Partei „Die Rechte“. Diese wolle sich links von der NPD positionieren und analog zur Strategie von „Die Linke“ stärker „‚Normalbürger‘“ (131) ansprechen. Bei der „Pro‑Bewegung“ sieht Mitherausgeber Backes die Gefahr, dass radikale Islam‑Kritik gekoppelt mit Distanzierungen vom Antisemitismus in der Bevölkerung weitaus anschlussfähiger sein könnten „als der NS‑affine Rechtsextremismus“ (161). Das biografische Porträt gilt Lothar Bisky, das Länderporträt setzt die skandinavische Reihe nach Dänemark und Schweden mit Norwegen fort: Dort sei aufgrund der hohen demokratischen Kultur systemüberwindender, parteipolitischer Extremismus nahezu bedeutungslos, der Rechtspopulismus der FrP (Fremskrittspartei) aber – ohne nennenswerte Wirtschaftskrisen – seit gut zwei Jahrzenten bis hin zur Regierungsbeteiligung parlamentarisch höchst erfolgreich. Im „Zeitschriftenporträt“ schreibt Elmar Vieregge, dass sich die „ZUERST!“, Nachfolgerin des wichtigsten rechtsextremistischen Theorieblatts „Nation & Europa“, stärker für den Rechtspopulismus öffnet.
Robert Chr. van Ooyen (RVO)
Dr., ORR, Hochschullehrer für Staats- und Gesellschaftswissenschaften, Fachhochschule des Bundes Lübeck; Lehrbeauftragter am OSI der FU Berlin sowie am Masterstudiengang "Politik und Verfassung" der TU Dresden.
Rubrizierung: 2.252.372.3312.612.622.63 Empfohlene Zitierweise: Robert Chr. van Ooyen, Rezension zu: Uwe Backes / Alexander Gallus / Eckhard Jesse: Jahrbuch Extremismus & Demokratie (E & D). 25. Jahrgang 2013 Baden-Baden: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37011-jahrbuch-extremismus--demokratie-e--d-25-jahrgang-2013_45360, veröffentlicht am 24.04.2014. Buch-Nr.: 45360 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken