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Deutsches Polen Institut (Hrsg.)

Jahrbuch Polen 2014. Männer

Wiesbaden: Harrassowitz Verlag 2014; 232 S.; 11,90 €; ISBN 978-3-447-10143-1
Dieses Jahrbuch widmet sich nach dem von 2006 zum Thema Frauen (siehe Buch‑Nr. 30460) einmal mehr den Geschlechterverhältnissen in Polen. Grundthema ist dabei eine wahrgenommene „Krise der Männlichkeit“ (37), wie sie etwa Brigitta Helbig‑Mischewski diagnostiziert. Zum einen seien traditionelle Rollenmuster und das Ideal der Ritterlichkeit des Mannes vorherrschend. Gleichzeitig sähen sich viele Männer mit einem radikalen Feminismus konfrontiert, der sie überfordere. Im Ganzen ähnelt die Debatte um die Neubestimmung der Geschlechterrollen den Diskussionen in Deutschland. Einen Unterschied mag die immer noch große Bedeutung des traditionell ausgerichteten polnischen Katholizismus bilden, der sich dem Kampf gegen die gefährliche „Gender‑Ideologie“ (47) verschrieben hat. Peter Oliver Loew weist in seinem Aufsatz auf die Asymmetrie in deutsch‑polnischen Paarbeziehungen hin. Während in den vergangenen zwanzig Jahren mehr als 100.000 polnische Frauen deutsche Männer geheiratet hätten, sei das Interesse deutscher Frauen an polnischen Männern eher gering. Dabei habe sich das Bild des polnischen Mannes in Deutschland grundlegend gewandelt, seit viele polnische Männer ihren Fleiß und ihr Geschick als Fliesenleger, Klempner oder Fußballer in Deutschland unter Beweis stellten. Über den Umgang mit Homosexualität berichtet Błażej Warkocki. Er beschreibt „drei Emanzipationswellen der Schwulen in Polen“ (143). Zum einen seien in den letzten dreißig Jahren deutliche Fortschritte in der Akzeptanz von Homosexualität zu verzeichnen. So gebe es mit Robert Biedroń einen offen homosexuellen Politiker und Sejm‑Abgeordneten. Andererseits nehme auch die Homophobie zu: „Zuweilen kann man den Eindruck gewinnen, dass der moderne Homophobietyp, der in den rechtsgerichteten Medien residiert, bereits alle Grenzen des Anstands überschritten hat“, dessen Aussagen nähmen „teilweise die Gestalt eines Pogromdiskurses“ (152) an.
Sebastian Lasch (LA)
M. A., wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft, Universität Jena.
Rubrizierung: 2.612.27 Empfohlene Zitierweise: Sebastian Lasch, Rezension zu: Deutsches Polen Institut (Hrsg.): Jahrbuch Polen 2014. Wiesbaden: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37619-jahrbuch-polen-2014_45740, veröffentlicht am 02.10.2014. Buch-Nr.: 45740 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken