Skip to main content
Institut für Sicherheitspolitik an der Universität zu Kiel (ISPK) (Hrsg.)

Jahrbuch Terrorismus 2011/2012

Opladen u. a.: Verlag Barbara Budrich 2012; 467 S.; 36,- €; ISBN 978-3-8474-0011-0
Dieses fünfte Jahrbuch des Instituts für Sicherheitspolitik der Universität Kiel zeigt, dass die Zahl der terroristisch motivierten Anschläge – von islamistischen bis hin zu denen des Rechtsterrorismus – in den fünf Jahren vor 2011 kontinuierlich rückläufig war, wobei auch die Anzahl der Todesopfer abnahm. Neben generellen Trends befassen sich die Autoren außerdem mit verschiedenen Regional‑ und Länderanalysen, mit Fragen der Terrorismusbekämpfung sowie mit theoretischen und methodologischen Aspekten der Terrorismusforschung. Ganz oben auf der globalen Terrorismushitliste stehen Länder, die man dort auch vermuten würde: Irak (1.672 Anschläge in 2011) und Afghanistan (684). Für Deutschland liegen im Berichtszeitraum insgesamt 19 Ereignisse vor, bei denen zwei Sicherheitskräfte getötet und zwei verletzt worden sind. Hinzu kommen vier verletzte Zivilisten. Besondere Aufmerksamkeit verdient der Beitrag von Matthew Irvine und John Nagl, die sich der Zukunft des U.S.‑Counterterrorism widmen – und damit einer nach zunehmendem Bekanntwerden der NSA‑Praktiken überaus relevanten Frage. Neben dem Engagement auf dem Schlachtfeld, so ihre Einschätzung, werden sich die Bemühungen westlicher Staaten immer mehr auch auf geheim‑ und nachrichtendienstliche Tätigkeiten erstrecken. Dabei sei allerdings zu beachten, dass diese verdeckten Tätigkeiten die politische Legitimität der Demokratie und ihrer zentralen Werte nicht untergraben dürften. Inwiefern sich diese Einschätzung indes mit den gegenwärtigen Praktiken der NSA und anderer westlicher Geheimdienste, wie sie durch die Enthüllungen des Whistleblowers Edward Snowden glücklicherweise publik geworden sind, in Einklang bringen lassen, führen die Autoren nicht weiter aus. Auch andere, gegenwärtig drängende Probleme – wie die rechtliche und strategische Einordnung der Anwendung von Drohnen und die Radikalisierung des Salafismus in Deutschland – finden Berücksichtigung. Insofern ist der Band eine unerlässliche und noch dazu gut verständliche Quelle für eine an gegenwärtigen Entwicklungen im Bereich Terrorismus interessierte Leserschaft.
Matthias Lemke (LEM)
Dr. phil., Politikwissenschaftler (Soziologe, Historiker), wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft, Helmut-Schmidt-Universität Hamburg.
Rubrizierung: 4.414.222.232.252.612.622.632.642.672.682.37 Empfohlene Zitierweise: Matthias Lemke, Rezension zu: Institut für Sicherheitspolitik an der Universität zu Kiel (ISPK) (Hrsg.): Jahrbuch Terrorismus 2011/2012 Opladen u. a.: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36933-jahrbuch-terrorismus-20112012_45236, veröffentlicht am 03.04.2014. Buch-Nr.: 45236 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken