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David Chiavacci

Japans neue Immigrationspolitik. Ostasiatisches Umfeld, ideelle Diversität und institutionelle Fragmentierung

Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2011 (Ostasien im 21. Jahrhundert); 336 S.; brosch., 49,95 €; ISBN 978-3-531-18478-4
Japan war lange Zeit ein Industrieland ohne Immigration. Doch seit Mitte der 1980er-Jahre sei eine Wende erfolgt, schreibt Chiavacci, sodass Japan heute als ein Immigrationsland angesehen werden könne – auch wenn der relative Anteil der Immigranten an der Gesamtbevölkerung im Vergleich mit westlichen Industriestaaten weiterhin sehr gering sei. Ziel des Buches ist es, den Wandel der japanischen Immigrationspolitik zu analysieren. Zentrale Aspekte für die Untersuchung bestehen dabei für den Autor in dem regionalen Kontext der japanischen Immigrationspolitik in Ostasien, in den ideellen Diskursen über Immigration sowie in den institutionellen Rahmenbedingungen des Politikprozesses. Der Autor beschreibt zunächst die Transformation Japans von einem Nichtimmigrations- zu einem Immigrationsland, um sich dann in einzelnen Kapiteln mit einer ersten in Japan stattfindenden Immigrationsdebatte um 1990 und den daraus resultierenden Reformen zu widmen. Nach einer Phase der Stagnation in der Immigrationspolitik, in der jedoch die Einwanderung nicht eingebrochen sei, habe es dann Ende der 1990er-Jahre eine zweite Immigrationsdebatte gegeben, die jedoch relativ folgenlos geblieben sei. Zentrale Erkenntnisse aus den verschiedenen Phasen sind, dass die japanische Immigrationspolitik zum einen durch das ostasiatische Umfeld geprägt wurde, da sich in Ostasien insgesamt eine Migrationsregion etablierte, die auf Japan zurückwirkte. Zum anderen spielten auch die ideellen Diskurse eine wichtige Rolle. Im Gegensatz zu der häufig für die Immigrationspolitik herangezogenen Erklärung eines in Japan vorherrschenden Ethnonationalismus kann Chiavacci aufzeigen, dass diese Sichtweise keine dominante Stellung einnimmt, sondern eine ideelle Diversität vorliegt. Zudem sei der Politikprozess in beiden Immigrationsdebatten durch eine institutionelle Fragmentierung gekennzeichnet, wodurch sich angesichts unterschiedlicher Interessen eine gegenseitige Blockierung ergebe. Die Folge davon sei eine Diskrepanz zwischen der offiziellen und der realen Immigrationspolitik, da offiziell der Mythos als Nichteinwanderungspolitik beibehalten, eine Immigration von Arbeitern aber bewusst in Kauf genommen werde. Dies sei insofern problematisch für die japanische Gesellschaft und die Migranten, da es an einer Integrationspolitik fehle.
Jan Achim Richter (JAR)
Dipl.-Politologe, Doktorand, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.68 | 2.263 Empfohlene Zitierweise: Jan Achim Richter, Rezension zu: David Chiavacci: Japans neue Immigrationspolitik. Wiesbaden: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34585-japans-neue-immigrationspolitik_41552, veröffentlicht am 19.04.2012. Buch-Nr.: 41552 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken