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Nicole Meier

Jenseits von Internationalismus und Weltbürgertum. Subjektive Handlungsoptionen bei Rosa Luxemburg, Hannah Arendt und Ágnes Heller

Berlin: Lit 2009 (Region – Nation – Europa 57); 262 S.; brosch., 29,90 €; ISBN 978-3-643-10097-9
Diss. Potsdam; Gutachter: H. Kleger, G. C. Behrmann. – „Wie können Menschen selbstverwirklicht und in Freiheit zusammenleben?“ (13) Die Autorin vergleicht die Antworten auf diese Frage in den Schriften der Philosophinnen Luxemburg, Arendt und Heller. Dabei ist sie sich zwar sehr wohl der Tatsache bewusst, dass diese nicht gleichzeitig schrieben und durch ihre Biografien geprägt waren. Gleichwohl stellt sie sie nebeneinander. Nach einer Untersuchung der handelnden Subjekte, der Räume des politischen Handelns, den Voraussetzungen (Ökonomie und Identität) sowie den Motivationen benennt die Autorin die Freiheit als das von Luxemburg, Arendt und Heller formulierte Ziel politischen Handelns. Der theoretische Widerspruch zwischen Freiheit und Diktatur bei Luxemburg wird als lösbar dargestellt: „Es wurde gezeigt, dass für sie beides einander bedingt, Freiheit erst in einer Diktatur des Proletariats für jeden konkret und erfahrbar werden kann.“ (211) Meier stellt fest, dass den Philosophinnen ein republikanisches Verständnis von Freiheit gemeinsam sei, weil sie eine Gemeinschaft zur Realisierung voraussetzten. Das politische Handeln aber sei für Luxemburg immer auf die Etablierung einer sozialistischen Gesellschaft ausgerichtet, bei Arendt sei es Selbstzweck und bei Heller auf ein nicht konkretes, nicht festgelegtes Ziel orientiert. Als die Schriften aller drei Philosophinnen zusammenfassende Antwort schreibt Meier dann weiter: „Nur ein Jemand vermag es Selbstverwirklichung und Freiheit mit dem Zusammenleben in einer Gemeinschaft zu verbinden.“ (229) Diese allgemeine Aussage wird in der Ausdifferenzierung etwas ergiebiger und zeigt dann auch den Zeitgeist an, der die Philosophinnen prägte: Bei Luxemburg sei dieser Jemand der klassenbewusste Proletarier, so Meier, bei Arendt der politisch emanzipierte Paria und bei Heller der individuelle Einzelne. Unklar bleibt am Ende der Untersuchung, welche Schlussfolgerungen aus diesem Vergleich zu ziehen sind; die Autorin meint lediglich, dass die Frage nach Freiheit und Selbstverwirklichung mithilfe dieser drei Philosophinnen „anders gedacht“ (235) werden könne.
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 5.46 | 5.42 | 2.23 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Nicole Meier: Jenseits von Internationalismus und Weltbürgertum. Berlin: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/31789-jenseits-von-internationalismus-und-weltbuergertum_37890, veröffentlicht am 10.03.2010. Buch-Nr.: 37890 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken