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Michel Wenzler

Journalisten und Eliten. Das Entstehen journalistischer Nachrichten über Energie- und Kulturpolitik

Konstanz: UVK Verlagsgesellschaft mbH 2009 (Forschungsfeld Kommunikation 29); 302 S.; brosch., 29,- €; ISBN 978-3-86764-186-9
Politikwiss. Diss. Bern; Gutachter: R. Blum, U. Dahinden. – Anhand von 48 Leitfadeninterviews untersucht der Autor die Interaktion zwischen Journalisten, Politikern, Lobbyisten und Öffentlichkeitsarbeitern der Energie- und Kulturpolitik in der Schweiz. Den im Titel verwendeten Elitebegriff nutzt Wenzler nicht in seiner wertgeladenen Alltagsbedeutung, sondern er „bezeichnet [damit] jene Akteure, die in zwei Politikbereichen – der Energiepolitik und der Kulturpolitik – über Spezialwissen verfügen und dieses in die öffentliche Diskussion einbringen“ (7). Zur Analyse der Interviews verschränkt der Autor drei theoretische Ansätze: den systemtheoretischen Interpretations-, den handlungstheoretischen Advocacy-Koalitionsansatz und eine kommunikationswissenschaftliche Konflikttheorie. Ein interessantes Ergebnis der Interviewauswertung ist, dass Energie- wie auch Kulturpolitiker den Stellenwert ihres Politikfeldes in der öffentlichen Debatte nicht überdurchschnittlich hoch einschätzen, jedoch ihrem Politikfeld ein hohes Konfliktpotenzial attestieren. Wenzler führt nun aus, dass nach der gängigen Konflikttheorie davon auszugehen sei, dass die Medien diese Konflikte auch in publizistische Konflikte überführen müssten. Er erklärt diese Diskrepanz wahrnehmungspsychologisch. Die jeweiligen Spezialisten würden die ausgetragenen Konflikte stärker erleben als Laien und sich eine Intensivierung der öffentlichen Debatte wünschen, insofern „lässt sich bei beiden Politikfeldern eine Diskrepanz zwischen der Bürger- und der Elitenwahrnehmung unterstellen“ (103). Die Akteure der beiden Politikbereiche weiter differenzierend, stellt Wenzler eine weitaus stärkere Professionalisierung der Akteure des energiepolitischen Feldes fest. Hier seien insbesondere die persönlichen Kontakte zwischen Politikern, Journalisten und Lobbyisten intensiver. Abschließend stellt der Autor die Frage, „ob eine Professionalisierung der politischen Kommunikation demokratieverträglich ist, wenn nicht sämtliche Akteure und Politikbereiche gleichermaßen davon profitieren“ (269).
Timo Lüth (TIL)
Student, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.5 | 2.22 | 2.263 Empfohlene Zitierweise: Timo Lüth, Rezension zu: Michel Wenzler: Journalisten und Eliten. Konstanz: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/31626-journalisten-und-eliten_37667, veröffentlicht am 23.02.2010. Buch-Nr.: 37667 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken