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Wolfgang Schmidt

Kalter Krieg, Koexistenz und kleine Schritte. Willy Brandt und die Deutschlandpolitik 1948-1963

Wiesbaden: Westdeutscher Verlag 2001; 572 S.; brosch., 39,88 €; ISBN 3-531-13624-0
Die Arbeit untersucht auf einer sehr breiten Quellenbasis die Entwicklung der deutschland- und außenpolitischen Vorstellungen, Konzepte und Beiträge Brandts von den Anfängen der Bundesrepublik 1948 bis zum ersten Passierscheinabkommen 1963. Im Detail fragt der Autor nach der Sicht Brandts und seinem Verhältnis zu den Siegermächten, insbesondere zu den USA und zur Sowjetunion, nach Brandts Haltung zur Deutschlandpolitik Adenauers, Schumachers sowie Ollenhauers und schließlich nach Brandts Stellung innerhalb der SPD und seinem Einfluss auf deren Deutschlandpolitik beziehungsweise deren Wandel. Der Autor weist dabei das verbreitete Zerrbild zurück, demzufolge der "kalte Krieger" Brandt erst nach dem Mauerbau, angetrieben von Egon Bahr, die Entspannungspolitik entdeckt habe. Im Gegensatz zum bislang vorherrschenden Urteil hat Brandt seine Ostpolitik wie auch seine "Politik der kleinen Schritte" bereits lange vor dem Mauerbau 1961 konzeptionell entwickelt. Die mit dem Schlagwort "Wandel durch Annäherung" bezeichnete Konzeption, die Bahr im Juli 1963 in Tutzing vorgestellt hat, war im Kern nicht neu, sondern identisch mit dem, was Brandt schon seit Mitte der Fünfzigerjahre entwickelt und vertreten hatte. Mit diesem Buch hat der Autor eine Vorgeschichte der Ostpolitik vorgelegt, wie sie Brandt als Bundeskanzler verfolgte und heute untrennbar mit seiner Person verknüpft ist. Inhaltsübersicht: 1. Deutschland und die Friedensordnung in Europa und der Welt - Visionen, Ideen und Werdegang Willy Brandts im Exil 1933-1947; 2. Das Jahr der Entscheidung: Als Vertreter des SPD-Parteivorstands in Berlin während Blockade und Weststaatsgründung 1948/49; 3. Ein "Amerikaner" in der SPD: Brandts Außenseiterposition in der Deutschlandpolitik 1949 bis 1954; 4. Der Aufstieg in Berlin - Deutschlandpolitischer Realismus und konzeptionelle Entwicklung der Politik der kleinen Schritte 1954 bis 1958; 5. Berlin-Krise, die Westwende der SPD-Deutschlandpolitik und der Weg zur Kanzlerkandidatur Willy Brandts 1959/60; 6. Der Vorhang fällt - Brandt und die Berlin-Krise von Juli 1960 bis zum Mauerbau im August 1961; 7. Aufbruch zu neuen Ufern? Brandt und die Deutschland- und Berlinpolitik zwischen Mauerbau und Kuba-Krise; 8. Die Politik der kleinen Schritte in der Praxis - Der lange Weg zum ersten Passierscheinabkommen.
Markus Kaim (MK)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Forschungsgruppe "Sicherheitspolitik", Stiftung Wissenschaft und Politik, Deutsches Institut für Internationale Politik und Sicherheit, Berlin.
Rubrizierung: 4.21 | 2.331 | 2.313 Empfohlene Zitierweise: Markus Kaim, Rezension zu: Wolfgang Schmidt: Kalter Krieg, Koexistenz und kleine Schritte. Wiesbaden: 2001, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/15542-kalter-krieg-koexistenz-und-kleine-schritte_17713, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 17713 Rezension drucken