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Uwe Rohwedder

Kalter Krieg und Hochschulreform. Der Verband Deutscher Studentenschaften in der frühen Bundesrepublik (1949-1969)

Essen: Klartext 2012; 240 S.; brosch., 29,95 €; ISBN 978-3-8375-0748-5
Der Stellenwert der Studierenden in Deutschland gegenüber der Politik hängt erkennbar nicht an ihrer Quantität. Zu dieser Einschätzung kommt man unweigerlich bei der Lektüre der Geschichte des heutzutage in Vergessenheit geraten Verbands Deutscher Studentenschaften (VDS), der in den Jahren 1949 bis 1969 einen bemerkenswerten Einfluss auf die deutsche Politik und die Entwicklung der Universitäten hatte. Rohwedder unterteilt den Untersuchungszeitraum in fünf Abschnitte und ordnet diesen jeweils ein Schwerpunktthema zu, ohne die nicht ganz so dominanten Entwicklungen in anderen Bereichen zu vernachlässigen. Bereits in der Gründungsphase (1945 bis 1949) steht dabei neben Maßnahmen der sozialen Fürsorge die gesamtdeutsche Frage im Mittelpunkt, festgemacht am Austausch und in Abgrenzung mit den Vertretern aus der sowjetisch besetzten Zone. Diese Haltung setzt sich dann in den Anfangsjahren fort und wird ergänzt durch die Bemühungen um den Aufbau internationaler Kontakte. Erst ab 1953 tritt die soziale Frage und der Kampf für eine allgemeine Studienförderung in den Vordergrund. Rohwedder beschreibt die Entstehung des BAföGs dank der Unterstützung diverser Zeitzeugen akribisch und arbeitet den Anteil des VDS und die damals bereits als Kompromiss empfundene Lösung deutlich heraus. Erst zum Ende der 1950er-Jahre nimmt das Thema Hochschulreform einen breiteren Platz ein. Bereits in diesen Jahren wird jedoch der größere Einfluss politischer Gruppierungen erkennbar, die den Verband nur solange und soweit unterstützen, wie es ihren eigenen Interessen dient. Im Zuge der zunehmend politisierten Atmosphäre der 1960er-Jahre bezieht auch der VDS Stellung zum politischen Mandat und zur Algerienfrage. Nach Einführung basisdemokratischer Strukturen treten mehrere Studentenschaften aus, der Verband spaltet sich, die Bundesfinanzierung, die 50 Prozent der Einnahmen ausmachte, wird ersatzlos gestrichen, der VDS siecht in Unkenntlichkeit bis 1990 dahin.
Thorsten Schumacher (THS)
M. A. (Politikwissenschaft, Philosophie, Öffentliches Recht), Referent im Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur.
Rubrizierung: 2.313 | 2.331 Empfohlene Zitierweise: Thorsten Schumacher, Rezension zu: Uwe Rohwedder: Kalter Krieg und Hochschulreform. Essen: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35286-kalter-krieg-und-hochschulreform_42501, veröffentlicht am 26.07.2012. Buch-Nr.: 42501 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken