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Dominique Moïsi

Kampf der Emotionen. Wie Kulturen der Angst, Demütigung und Hoffnung die Weltpolitik bestimmen. Aus dem Englischen von Thorsten Schmidt

München: Deutsche Verlags-Anstalt 2009; 240 S.; 19,95 €; ISBN 978-3-421-04332-0
Das Buch ist mehr als eine Antwort auf Huntingtons These vom Zusammenprall der Kulturen. Moïsi verbindet in dem auf einen Foreign Affairs-Artikel zurückgehenden Buch das Empfinden von Massen mit geopolitischen Entwicklungen – kein gänzlich neuer, aber ein von der Politikwissenschaft vernachlässigter Ansatz. Etwas holzschnittartig, wenn auch nicht so monolithisch gemeint, unterteilt er dabei die Welt in drei Gefühlsregionen: den ängstlichen Westen, der um seine Identität ringt, die sich als gedemütigt und in der Folge zunehmend hassend empfindende arabische Welt sowie das hoffend-optimistische Asien. Das Aufeinanderprallen dieser Gefühlskonstellationen präge die Weltpolitik stärker als kulturelle Unterschiede, so Moïsis These. Ein Kapitel widmet er „Grenzfällen“ (179), deren Einordnung in dieses Schema nicht gelingt: Russland, Israel, Afrika und Lateinamerika. Abschließend blickt der Politologe von zwei fiktiven Jahren 2025 zurück und beschreibt, was geschehen muss, damit das Szenario einer um sich greifenden Angst oder einer weltweit wachsenden Hoffnung Wirklichkeit wird. Moïsi ist damit trotz zugespitzter Thesen ein weithin differenzierter Beitrag zur Debatte um die Entwicklung der Weltpolitik gelungen. Seinen Appell, die Emotionen der Massen ernst zu nehmen, sollten sich nicht nur Wissenschaftler und Journalisten zu Herzen nehmen.
Dirk Burmester (DB)
Dr., Politikwissenschaftler, wiss. Angestellter der Freien und Hansestadt Hamburg.
Rubrizierung: 4.1 | 4.43 | 4.41 Empfohlene Zitierweise: Dirk Burmester, Rezension zu: Dominique Moïsi: Kampf der Emotionen. München: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/31400-kampf-der-emotionen_37374, veröffentlicht am 11.11.2009. Buch-Nr.: 37374 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken