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Claudia Kemfert

Kampf um Strom. Mythen, Macht und Monopole

Hamburg: Murmann 2013; 142 S.; 7. Aufl.; brosch., 14,90 €; ISBN 978-3-86774-257-3
Das Gelingen der Energiewende dürfte weniger von Stromtrassen oder Windanlagen abhängen, sondern vielmehr von der Meinung der Öffentlichkeit. Um diese Mehrheitsmeinung liefern sich Lobbyisten beider Seiten einen erbitterten Kampf. Es geht um viel Geld, aber auch um Weltanschauungen. Bei aller grundsätzlichen Sympathie der Deutschen für umweltfreundliche Technologien haben es die Verfechter der Energiewende gegenwärtig schwer, wachsender Skepsis und Ängsten zu begegnen. Die bekannte DIW‑Ökonomin Claudia Kemfert liefert den Wende‑Befürwortern mit dem knappen Buch eine Fülle schlagender Argumente. Systematisch widerlegt sie die Behauptungen und Mythen der Gegenseite. Jedes Kapitel ist mit einer solchen Behauptung überschrieben, etwa dass Stromausfälle drohten, die Strompreise explodierten oder Deutschland vor der Deindustrialisierung stehe. Ob diesen Aussagen geglaubt und in der Folge die Energiewende zumindest gebremst wird, ist für die konventionellen Energieversorger von enormer Bedeutung. Denn durch den Atomausstieg und die Abschaltung alter Kohlekraftwerke verschwinden binnen zehn Jahren rund 40 Prozent der Stromerzeugung aus dem Markt. Wenn diese Lücke zügig mit konventionellen Kraftwerken geschlossen wird (als angebliche „Brückentechnologie“), ist der Markt für circa fünfzig Jahre gesättigt und das Zeitfenster für den Wandel geschlossen. Kemfert benennt also auch die wichtigsten Interessenvertreter und ihre Taktiken, aber im Mittelpunkt steht bei ihr die sachbezogene Auseinandersetzung um das Politikfeld Energie. Die Stichhaltigkeit ihrer Argumente zu überprüfen, ist für Laien schwierig – gleichwohl sind sie ungemein plausibel und gut verständlich vorgetragen. Eine der technologisch entscheidenden Aspekte für eine vollständig regenerative Energieversorgung, die Stromspeicherung, streift sie indes nur kurz und in hoffnungsfroher Weise. Besonders stark hingegen sind die Abschnitte, in denen sie rein ökonomisch argumentiert. Obwohl das Buch aus einer deutlich erkennbaren Verärgerung der Autorin über die Energiediskussion entstanden ist, bleibt Kemferts Stil angenehm nüchtern‑pragmatisch und keineswegs ideologisch‑ereifernd.
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Rubrizierung: 2.343 Empfohlene Zitierweise: Dirk Burmester, Rezension zu: Claudia Kemfert: Kampf um Strom. Hamburg: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38427-kampf-um-strom_43579, veröffentlicht am 21.05.2015. Buch-Nr.: 43579 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken