Kirchenasyl im Rechtsstaat: Christliche Beistandspflicht und staatliche Flüchtlingspolitik. Kirchenrechtliche und verfassungsrechtliche Untersuchung zum sogenannten Kirchenasyl in der Bundesrepublik Deutschland
Rechtswiss. Diss. Köln; Gutachter: W. Rüfner. - Grefen untersucht das rechtliche Verhältnis von Kirchen und der Bundesrepublik in der spannungsreichen Frage des Kirchenasyls. Der erste Teil zeigt den Ursprung des Kirchenasyls in der Spätantike sowie die historische Entwicklung des Verhältnisses von Kirche und Staat auf. Dabei werden die zwei Hauptargumentationslinien herausgearbeitet: der Schutz des Flüchtlings aufgrund der Ehrwürdigkeit der heiligen Stätte (loci reverentia) und aufgrund der Nächstenliebe und Barmherzigkeit (intercessio). Der zweite Teil legt dann die Praxis des Kirchenasyls in der Bundesrepublik dar, die als "einzelfallbezogene Hilfe [...] zur Durchsetzung christlicher Gerechtigkeitsvorstellungen" (125) erscheint. Der dritte Teil beschäftigt sich mit der kirchenrechtlichen Verankerung der Praxis, die bei der katholischen und der evangelischen Kirche nur für ein Interzessionsasyl besteht. Der letzte Teil fragt nach dem verfassungsrechtlichen Anspruch eines solchen Interzessionsasyls im Sinne eines Gegenvorstellungsrechts oder einer Verfahrensbeteiligung, der sich laut Grefen allein aus Art. 140 GG/137 Abs. 3 S. 1 tatsächlich ergibt. Die Untersuchung entfaltet sich kurz und bündig mit einer präzisen Struktur und wägt mit Bedacht auch scheinbar alternative Argumentationslinien ab.