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Petra Dannecker / Birte Rodenberg (Hrsg.)

Klimaveränderung, Umwelt und Geschlechterverhältnisse im Wandel – neue interdisziplinäre Ansätze und Perspektiven

Münster: Westfälisches Dampfboot 2014 (Forum Frauen und Geschlechterforschung 40); 227 S.; 29,90 €; ISBN 978-3-89691-240-4
Unter den Folgen des Klimawandels leiden vor allem die Menschen, die von Umweltbedingungen und natürlichen Ressourcen in hohem Maße abhängig sind. Frauen seien davon im Allgemeinen stärker betroffen als Männer, da sie oftmals für die familiäre Überlebenssicherung zuständig seien, schreiben die Soziologinnen Petra Dannecker und Birte Rodenberg. Mit knapper werdenden Ressourcen (vor allem Süßwasser und Brennstoffen) vermehre sich ihr Arbeitsaufwand. Auch Naturkatastrophen und deren Folgen wirkten sich unterschiedlich auf die Geschlechter aus, heißt es weiter. Ausgehend von dieser Erkenntnis beleuchten die Autor_innen die internationale Klimadebatte aus einer geschlechterspezifischen Perspektive. So plädiert Barbara Holland‑Cunz für einen „theoretischen Neustart“ (30 ff.) der Debatte um Klimawandel und Gender, denn einerseits thematisiere die zeitgenössische feministische Theoriedebatte die Produktions‑ und Lebensverhältnisse als Ursache für die Klimakrise kaum und andererseits werde in kapitalismuskritischen Arbeiten die Geschlechterperspektive vernachlässigt. Daher hält sie eine „Rematerialisierung des geschlechterpolitischen Blicks auf die Welt“ (44) für notwendig. Am Beispiel Südafrikas und Simbabwes zeigt Rita Schäfer, „dass ein auf klimapolitische Aspekte reduzierter Fokus geringen Erklärungswert für gesellschaftliche Veränderungsprozesse hat und die isolierte Ausrichtung auf Frauen als Opfer oder Akteurinnen nicht weit über herkömmliche Erklärungsmuster für geschlechtsspezifische Diskriminierungen hinausführt“ (175). Vielmehr müsse das Spannungsfeld von Gender‑ und Klimapolitik mit sozioökonomischen und politischen Machtstrukturen auf nationaler oder lokaler Ebene in Beziehung gesetzt werden. Wichtig seien verbindliche politische Konzepte, die Anpassungsstrategien an den Klimawandel und Maßnahmen zur Reduzierung des Kohlendioxid‑Ausstoßes mit Ansätzen zur Überwindung von Geschlechterhierarchien verbinden. Den zentralen Forderungen der globalen Climate Justice‑Bewegung widmet sich Franziska Krug. Diese sehe die Ursache für den Klimawandel im gegenwärtigen Produktions‑ und Konsumsystem und in dem damit einhergehenden Verbrauch fossiler Rohstoffe. Zwar sei Gendergerechtigkeit ein integraler Bestandteil des Aktivismus auf lokaler Ebene, diese werde jedoch nicht auf globaler Ebene diskutiert und stelle „überraschenderweise keine Strukturkategorie“ (135) dar. Während sich der Diskurs um globale Gerechtigkeit zumeist auf den Ausgleich zwischen den Verursachern im Norden und den vom Klimawandel primär betroffenen Ländern des Südens beschäftigt, gelingt es den Autor_innen mit diesem Sammelband, die Debatte insgesamt durch die Diskussion über eine genderorientierte Klimagerechtigkeit zu beleben.
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Rubrizierung: 2.272.672.682.2614.424.45 Empfohlene Zitierweise: Sabine Steppat, Rezension zu: Petra Dannecker / Birte Rodenberg (Hrsg.): Klimaveränderung, Umwelt und Geschlechterverhältnisse im Wandel – neue interdisziplinäre Ansätze und Perspektiven Münster: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38069-klimaveraenderung-umwelt-und-geschlechterverhaeltnisse-im-wandel--neue-interdisziplinaere-ansaetze-und-perspektiven_46228, veröffentlicht am 12.02.2015. Buch-Nr.: 46228 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken