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Sarah K. Hackfort

Klimawandel und Geschlecht. Zur politischen Ökologie der Anpassung in Mexiko

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2015 (Studien zu Lateinamerika 29); 282 S.; 54,- €; ISBN 978-3-8487-2102-3
Politikwiss. Diss. Kassel; Begutachtung: C. Görg, C. Wichterich. – Das Problem der globalen Erwärmung werde in der gegenwärtigen Klimadebatte generalisiert, kritisiert die Autorin. Dies suggeriere eine einheitliche Interessenlage und verschleiere, dass die Folgen des Klimawandels und die damit verbundenen „Sensibilitäten, Verwundbarkeiten und Anpassungsfähigkeiten [… entlang verschiedener Ungleichheitsstrukturen] sehr unterschiedlich verteilt“ (16) seien. Für Sarah K. Hackfort kann der Klimawandel daher nicht losgelöst von bestehenden Machtverhältnissen verstanden werden. Sie will zu einem tieferen Verständnis von ungleichheitsbasierten Entstehungsbedingungen von Risiko und Anpassung im Umgang mit dem Klimawandel gelangen. Ihr Fokus liegt auf Geschlecht als einer spezifischen Strukturkategorie sozialer Ungleichheit, die sie, und darin liegt ein besonderer Wert der Arbeit, in ihrer Verschränkung mit anderen Ungleichheitskategorien in den Blick nimmt. Wie konstituieren sich Geschlechterverhältnisse und welche Bedeutung haben sie für die Anpassung an Klimafolgen? Um diese Frage empirisch untersuchen zu können, wird im ersten Teil der Arbeit ein Analysekonzept erarbeitet, das die Kategorie Geschlecht hinsichtlich der drei Ebenen politisch‑ökonomische Struktur, symbolische Repräsentation und Subjekt differenziert. Im zweiten Teil erfolgt eine qualitative Fallanalyse am Beispiel der überschwemmungsgefährdeten Gemeinde Motozintla de Mondoza im mexikanischen Bundesstaat Chiapas. Obwohl die Gemeinde ein wichtiger Knotenpunkt im Kaffeehandel und ökonomisches Zentrum der Region ist, besteht große Armut. Die Entwicklung der Region, in der sich klimatische Phänomene unmittelbar auf die Lebenssituation der Menschen auswirken, illustriert überdies, „wie dort soziale Ungleichheitsverhältnisse in sozial‑ökologischen Konfliktlagen eingeschrieben sind“ (79). Ein niedriges Bildungsniveau, prekäre Einkommens‑ und Beschäftigungsverhältnisse, kaum Zugang zu Bodenrechten sowie mangelnde politische Teilhabe prägen die Lebenssituation der Frauen. In der Analyse wird erstens deutlich, dass die feministische Kritik an der geschlechtlichen Arbeitsteilung „nichts an Aktualität verloren hat“. Zweitens zeigt sich „ein Verflechtungszusammenhang von Geschlechter‑ und Klassenverhältnissen“ (220) und drittens spielen Fragen der Körperlichkeit (Alter, Krankheit u. Ä.) als Identitätskategorie für die Wahrnehmung der eigenen Verwundbarkeit eine Rolle. Somit bestimmt die „Triade gender, class and body“ (222) über Ein‑ und Ausschluss beim Zugang zu anpassungsnotwendigen Ressourcen und Prozessen.
{AR}
Rubrizierung: 2.654.452.27 Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Sarah K. Hackfort: Klimawandel und Geschlecht. Baden-Baden: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39200-klimawandel-und-geschlecht_47500, veröffentlicht am 17.12.2015. Buch-Nr.: 47500 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken