Nach der Einführung des Mindestlohns am 1. Januar 2015 blicken die Autoren dieses Sammelbandes auf die Auswirkungen auf Wirtschaft, Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Im Zuge dessen werden auch weitere Aspekte betrachtet, die mit dem Mindestlohn im Zusammenhang stehen. Die Autoren, die zum großen Teil beim DGB oder bei gewerkschaftsnahen Institutionen arbeiten, ziehen insgesamt eine erste positive Bilanz. Die bestehenden Ausnahmen vom Mindestlohn werden hingegen kritisiert. Insbesondere die Möglichkeit, Langzeitarbeitslose geringer zu entlohnen, stellt ihrer Meinung nach „eine verfassungsrechtliche Ungleichbehandlung“ (9) dar. Einen großen Stellenwert in diesem Band haben die Einschätzungen durch beteiligte Akteure. So werden die Vorteile des Mindestlohns aus Arbeitnehmer‑ und Arbeitgebersicht dargestellt. Ulrich Jonas führte zu diesem Zweck verschiedene Interviews. Betont werden von beiden Seiten unter anderem die Bedeutung von Fairness und die Vorteile durch motivierte Mitarbeiter. Arbeitnehmer schildern aber auch Strategien von Arbeitgebern, den Mindestlohn zu umgehen. Dies wurde nicht zuletzt auch über die äußerst erfolgreiche Mindestlohn‑Hotline des DGB bekannt, die ebenfalls vorgestellt wird. Auch Tätigkeiten des Zolls, dem unter anderem die Kontrolle der Einhaltung des Mindestlohngesetzes obliegt, werden genauer vorgestellt. Dies bildet den Anknüpfungspunkt für die Erörterung von Maßnahmen, die im Zuge der Durchsetzung des Mindestlohns notwendig geworden sind. Um die Erfolge der Mindestlohneinführung zu sichern und auszubauen, wird neben der Ausweitung staatlicher Kontrollen auch die Abschaffung der bestehenden Ausnahmeregelungen sowie die Festlegung allgemeiner Regelungen, insbesondere bei der Dokumentation der Arbeitszeiten, gefordert. Hier sehen die Autoren einmal mehr den Staat in der Pflicht. Ein unbestreitbarer Erfolg ist die Beschäftigungsentwicklung, die positiver war als von Kritikern des Mindestlohns prognostiziert: Statt des Stellenabbaus gab es einen Zuwachs an Beschäftigung, auch durch die Umwandlung von Minijobs in sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze.