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Kirsten Heinsohn

Konservative Parteien in Deutschland 1912 bis 1933. Demokratisierung und Partizipation in geschlechterhistorischer Perspektive

Düsseldorf: Droste Verlag 2010 (Beiträge zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien 155); 302 S.; 49,- €; ISBN 978-3-7700-5295-0
Geschichtswiss. Habilitationsschrift Hamburg. – Das ausgehende 19. und beginnende 20. Jahrhundert sind in Europa geprägt von der gesellschaftlichen Auseinandersetzung mit Demokratisierung und Partizipation. Gerade für das konservative Lager waren diese tiefgreifenden politischen und gesellschaftlichen Wandlungen eine große Herausforderung, da die politische Demokratisierung alle Teile ihres Selbstverständnisses betraf. Die Integration und verstärkte Einflussnahme auf Staat und Politik vonseiten pluralistischer gesellschaftlicher Kräften stellten die konservativen Leitideen infrage. Die Emanzipation vieler gesellschaftlicher Gruppen, allen voran die Frauenbewegung, ist ausdrucksstark in den Grundrechten der Weimarer Verfassung niedergeschrieben. Dennoch blieben konservative Parteien dem Postulat von Treischke verhaftet, das besagt, dass Obrigkeit per se männlich sei. Heinsohn untersucht nun das damit verbundene Spannungsfeld zwischen Kontinuität und Anpassung im konservativen Denkstil am Beispiel deutscher konservativer Parteien zwischen 1912 und 1933. Sie fokussiert dabei die Diskussion um Frauen, Männer und das Politische im deutschen Konservatismus und analysiert die Selbstbilder und Selbstverständnisse, die von Frauen und Männern entworfen, verhandelt und umgesetzt wurden. „Die Verhandlungen über Inhalte und Grenzen des Konservativen bildeten ein sich bewegendes Feld“ (15), das Heinsohn anhand von ausgewählten parteipolitischen Formationen und den zu ihnen gehörenden Frauengruppen eingehend erforscht. Besonders spannend sind die konsistenten Identitätskonstrukte von Frauen für Frauen, um sich an der Politik zu beteiligen, ohne zugleich konservative Traditionsbestände infrage zu stellen. Mit dieser geschlechterorientierten, parteipolitischen und ideengeschichtlichen Analyse schließt Heinsohn eine Forschungslücke. Bislang gab es aus allen Forschungsperspektiven kaum Berührungspunkte miteinander. So fehlt vor allem auf der Seite der Geschlechtergeschichte eine übergreifende historische Darstellung zur Integration von Frauen und zur Analyse des männlichen Politikmonopols.
Anja Franke-Schwenk (AF)
Dr. des., wiss. Mitarbeiterin, Institut für Sozialwissenschaften (Bereich Politikwissenschaft), Universität Kiel.
Rubrizierung: 2.311 Empfohlene Zitierweise: Anja Franke-Schwenk, Rezension zu: Kirsten Heinsohn: Konservative Parteien in Deutschland 1912 bis 1933. Düsseldorf: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/33552-konservative-parteien-in-deutschland-1912-bis-1933_40157, veröffentlicht am 04.08.2011. Buch-Nr.: 40157 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken