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Ralf Walkenhaus

Konservatives Staatsdenken. Eine wissenssoziologische Studie zu Ernst Rudolf Huber

Berlin: Akademie Verlag 1997; 442 S.; geb., 148,- DM; ISBN 3-05-003040-2
Politikwiss. Diss. Bochum; Erstgutachter: W. Bleek. - Unter den deutschen Staatsrechtlern, die zugleich bewußt politisch dachten, spannt Hubers Leben einen besonders weiten Bogen, sowohl biographisch wie intellektuell. Insofern ist dieser Meisterschüler Carl Schmitts seinem Lehrer durchaus vergleichbar. Anders aber als bei Schmitt sind zugleich die Schriften Hubers "in ihrem methodisch angelegten Rahmen eines metaphysischen Ordnungsdenkens und ihrer antipositivistischen Strenge wesentlich kontinuierlicher und bruchloser" (14). Dies herauszuarbeiten ist Anliegen dieser Studie, die mit einer an Karl Mannheim orientierten Methodik vorgeht. Für die Weimarer Republik und das Dritte Reich geschieht die Untersuchung in je zwei Etappen: "In einem ersten Abschnitt, der 'ideengeschichtlich-zeitgenössischen Zurechnung', ist jeweils das wissenschaftliche Werk Hubers in seinen zentralen Fragestellungen und Aussagen zu rekonstruieren, um dann in einem zweiten Schritt, der 'wissenssoziologischen Zurechnung', diese Inhalte der allgemeinen zeitgeschichtlichen Situation und politisch-juristischen Dezision Hubers zuzuordnen". (17) Die so erzielten Ergebnisse werden für die Phase der Bundesrepublik dann auf Kontinuitäten und mögliche Brüche hin untersucht. Walkenhaus geht es nicht darum, die definitive historische Huber-Biographie vorzulegen; dazu fehlte ihm die Einsicht in den Nachlaß. Aber in seiner selbst gewählten Beschränkung gelingt es ihm, eine gleichermaßen von Respekt vor der späteren Lebensleistung und kritischer Distanz zu den Verstrickungen seines Forschungsobjektes geprägte Analyse von Hubers Werk zu liefern, die zugleich die geistigen Bindungen, in denen es stand, nachhaltig beleuchtet. Nicht der geringste Vorzug der materialreichen Studie ist ihr nüchterner Ton, der sie von so vielem absetzt, was über Hubers Lehrer geschrieben wurde und wird. Inhalt: 1. Die Methodik der Wissenssoziologie; 2. Die Weimarer Jahre. Krise und Kritik: Die ideengeschichtlich-zeitgenössische Zurechnung; 3. Die Weimarer Jahre. Krise und Kritik. Die wissenssoziologische Zurechnung; 4. Das Dritte Reich. Ausbau und Universalisierung der universalistischen Verfassungstheorie. Die ideengeschichtlich-zeitgenössische Zurechnung; 5. Das Dritte Reich. Die wissenssoziologische Zurechnung. Der soziale und politische Denkstandort im Nationalsozialismus; 6. Die Bundesrepublik. Die Lehren aus der Weimarer Verfassung; 7. Wissenssoziologisches Resümee.
Michael Dreyer (MD)
Prof. Dr., Institut für Politikwissenschaft, Universität Jena.
Rubrizierung: 5.4 | 5.2 Empfohlene Zitierweise: Michael Dreyer, Rezension zu: Ralf Walkenhaus: Konservatives Staatsdenken. Berlin: 1997, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/3738-konservatives-staatsdenken_4997, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 4997 Rezension drucken