Konzepte von Medienfreiheit und ihre Umsetzung durch NGOs. Reporters sans frontières, International Press Institute und International Federation of Journalists im Vergleich
Kommunikationswiss. Diss. Bern. – Die Autorin erschließt das Thema Medienfreiheit von zwei Seiten: Im theoretischen ersten Teil setzt sie sich mit verschiedenen Konzeptionen von Medienfreiheit auseinander. Diese reichen vom liberalistischen Konzept, wonach Medienfreiheit als Freiheit von staatlichen Ein- und Übergriffen gesehen wird, über Ansätze, die die Funktion von Medien hervorheben – wonach nicht die Medien, sondern die Aufgaben, die diese für die Gesellschaft erbringen, zu schützen sind – bis zu Vorstellungen, die den Staat nicht nur als Widersacher sehen, sondern ihn in die Pflicht nehmen, Maßnahmen zum Schutz der Medien- und Kommunikationsfreiheit zu ergreifen. Im zweiten Teil untersucht Valentin die Arbeitsweise der drei im Untertitel genannten Organisationen, die sich international für die Medienfreiheit einsetzen. Grundlage ist ein von ihr entwickeltes Analyseraster, das zwischen acht verschiedenen Strategien der NGOs unterscheidet und so ein differenziertes Bild über Eigenschaften, Funktionen und Arbeitsinhalte der untersuchten Organisationen in vergleichender Perspektive ermöglicht. Von besonderem Interesse ist die ideologische Positionierung der drei NGOs innerhalb des zuvor dargestellten Spektrums an Konzeptionen von Medienfreiheit. Da „Medienfreiheitsorganisationen fast ausschließlich mit negativen staatlichen Eingriffen konfrontiert [werden] und gegen diese vor[gehen]“ (252), ordnet Valentin die untersuchten NGOs in erster Linie dem liberalistischen Modell des Abwehrrechts gegenüber staatlichen Einschränkungen zu. Sie gehen jedoch – so das Ergebnis der Arbeit – aufgrund ihrer Beiträge „zur unmittelbaren Lösung von Problemen“ und zur „Setzung von Normen und Standards [...] klar über die Verteidigung des liberalistischen Medienfreiheits-Konzepts hinaus“ (252).