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Wilhelm Kempf / Irena Schmidt-Regener (Hrsg.)

Krieg, Nationalismus, Rassismus und die Medien

Münster: Lit 1998 (Friedenspsychologie 4); IV, 306 S.; brosch., 49,80 DM; ISBN 3-8258-3592-8
Medien, die über Krieg, Nationalismus und Rassismus berichten, liegen gleichsam im Spannungsfeld zwischen Gewalt und gewaltfreier Konflikttransformation, weil sie zur Eskalation, aber auch zur Deeskalation beitragen können. Sie sind Instrumente der Propaganda und der kritischen Meinungsbildung. Diese Rolle der Medien untersuchen Kempf/Schmidt-Regener zusammen mit internationalen MedienwissenschaftlerInnen und FriedensforscherInnen anhand zahlreicher theoretischer und empirischer Studien aus diversen Forschungsprojekten. Die Vorteile dieses Bandes liegen in seiner Breite und Vielfältigkeit bei gleichzeitiger thematischer Konsistenz der Beiträge, er bietet damit einen guten Einstieg in die Thematik. Die Medien werden insofern in ihrer Janusköpfigkeit diskutiert, als sie nicht nur Krieg, Nationalismus und Rassismus anheizen, sondern ebenso eine Tür zum kritischen Verständnis als Grundlage für Konfliktlösungen öffnen und anbieten können. Eine Abkehr von der Kriegsberichterstattung hin zum "Friedensjournalismus" (3), wie Galtung empfiehlt, wäre ein wichtiger Schritt der Medien zur kritischen Meinungsbildung. Inhalt: Kriegsberichterstattung zwischen Propaganda und Friedensjournalismus: Johan Galtung: Friedensjournalismus: Was, warum, wer, wie, wann, wo? (3-20); Heikki Luostarinen / Rune Ottosen: Militär-Medien-Management und Kriegsberichterstattung. Herausforderung für den Journalismus in begrenzten Konflikten nach dem 2. Weltkrieg (21-33); Wilhelm Kempf: Die Berichterstattung über Friedensinitiativen dritter Parteien während des Golfkrieges (35-46); Michael Reimann: Zweiseitige Botschaften und Doppelbindungen als Mittel zur Abwehr 'subversiver' Informationen (47-56). Die Medien im ex-jugoslawischen Bürgerkrieg: Stjepan Gredelj: Serbische Medien und Kriegstreiberei im ehemaligen Jugoslawien (57-66); Marjan Malesic: Propaganda im Krieg in Bosnien-Herzegowina (67-74); Susanne Jaeger: Propaganda mit Frauenschicksalen? Die deutsche Presseberichterstattung über Vergewaltigung im Krieg in Bosnien-Herzegowina (75-88). Der alltägliche Rassismus: Anka Schmoll: Die Wa(h)re Nachricht über Afrika. Stereotype und Standardisierung in der Fernsehberichterstattung (89-96); Thomas Kliche / Suzanne Adam / Helge Jannik: "Unser Marsch hat begonnen". Diskursanalysen zur Konstruktion von 'Islam' in deutschen Printmedien (97-107); Ludger van Gisteren: Die Auschwitzlüge. Zur Sozio- und Psychodynamik der Auschwitzleugnung in der Bundesrepublik (109-121); Jens Vandré: Entrechtung, Rassisierung, Regulation (123-131); Roxana Mahdavi: Auf der vergeblichen Suche nach Widerstand. Eine Betrachtung der psychologischen Veröffentlichungen zum Phänomen des Rassismus von 1989 bis 1996 (133-142). Die Konstruktion nationaler Identitäten im Europa der Nachkriegszeit: Heikki Luostarinen: Die Konstruktion nationaler Identitäten in den Medien. Einführung in ein Forschungsprojekt (143-148); Claus Rüegg: Einige Aspekte der nationalen Identität Österreichs nach dem zweiten Weltkrieg (149-157); Hubert Riedle: Konstruktion nationaler Identität in Schweizer Printmedien 1946-1995 (159-167); Andreas Mattenschlager: Konstruktion nationaler Identitäten in (ost- und west-)deutschen Tageszeitungen nach dem 2. Weltkrieg (169-180); Irena Schmidt-Regener: Distanz und Nähe. Soziolinguistische Aspekte deutscher Identität(en) nach 1989 (181-194). Zur Militarisierung der Außenpolitik im wiedervereinigten Deutschland: Michael Schluroff: Grundlagen der gegenwärtigen deutschen Militärpolitik. Die "Verteidigungspolitischen Richtlinien" von 1992 (195-199); Gerhard Meder: Zur Neubestimmung der Rolle der Bundeswehr in den deutschen Printmedien (201-210); Albert Fuchs: Wo bleibt die Moral bei der Geschicht? Parteizugehörigkeit und politisch-moralische Situationsbeurteilung als Determinanten der Entscheidung zum Einsatz der Bundeswehr in Ex-Jugoslawien (211-221). Gewalt und neue Medien: Ralf E. Streibl: GAME-OVER: Die Rüstungsspirale auf Diskette und CD-ROM (223-234); Erich Löschenkohl: Motive der Einstellungsänderung zu Computerspielen bei Erziehern durch Selbsterprobung positiv ausgewählter Spiele (235-243). Perspektiven gewaltfreier Konfliktbewältigung: Barbara Müller: Gewaltfrei intervenieren in Krise und Krieg (245-253); Ulf Baumgärtner: Dynamik institutionalisierter Konfliktschlichtung am Beispiel des Friedensprozesses in El Salvador (255-262); Helmut Metzler: Friedenspädagogische Nutzung psychologischer Modelle zur gewaltfreien Transformation von Konflikten (263-271); Georg Lind: Gewalt als niedrigste Ebene der Konfliktlösung (273-282).
Wilhelm Johann Siemers (Sie)
Dipl.-Politologe, Journalist, Redakteur der Sprachlernzeitschrift vitamin de, Florenz.
Rubrizierung: 2.22 | 2.333 | 2.23 | 2.35 | 2.25 | 4.21 | 4.41 | 2.62 | 2.4 | 2.5 Empfohlene Zitierweise: Wilhelm Johann Siemers, Rezension zu: Wilhelm Kempf / Irena Schmidt-Regener (Hrsg.): Krieg, Nationalismus, Rassismus und die Medien Münster: 1998, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/7816-krieg-nationalismus-rassismus-und-die-medien_10366, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 10366 Rezension drucken