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Sabine Kurtenbach / Peter Lock (Hrsg.)

Kriege als (Über)Lebenswelten. Schattenglobalisierung, Kriegsökonomien und Inseln der Zivilität. Mit einem Vorwort von Lothar Brock

Berlin: Dietz Verlag 2004 (EINE Welt - Texte der Stiftung Entwicklung und Frieden 16); 327 S.; brosch., 12,70 €; ISBN 3-8012-0337-9
Die Herausgeber betrachten zeitgenössische gewaltförmige Konflikte aus einer globalisierungskritischen Perspektive. Sie gehen davon aus, dass die Unterscheidung Krieg/Nicht-Krieg heute unangemessen ist, denn formaler Friede bedeute gerade in schwachen Staaten längst noch keine Sicherheit. Illegale („informelle") Ökonomien und Netzwerke jenseits staatlicher Regulierung, die als ein gewichtiger Nebeneffekt der neoliberalen Globalisierung entstehen, werden als Sphären und Nährboden so genannter „regulativer Gewalt" (53) aufgefasst. Dieses programmatische, in Peter Locks Beitrag dargelegte, Gewaltkonzept ist zwar zur Erfassung des aktuellen globalen Kriegs- und Konfliktgeschehens sicherlich zu pauschal, doch macht der Perspektivenreichtum des Bandes und seiner Beiträge diese Engführung bei weitem wett und trägt erheblich zur Analyse gewaltintensiver und opferreicher Konflikte bei, die heute immer weniger in der Form traditioneller Kriege stattfinden. Aus dem Inhalt: Vorwort Lothar Brock: Alt und neu, Krieg und Gewalt: Heuristische und normative Aspekte kategorialer Unterscheidungen (11-19) Sabine Kurtenbach / Peter Lock: Kriege als (Über)Lebenswelten: Schattenglobalisierung, Kriegsökonomien und Inseln der Zivilität (20-37) I. Schattenglobalisierung, Weltwirtschaft und Staatlichkeit Peter Lock: Gewalt als Regulation: Zur Logik der Schattenglobalisierung (40-61) Alain Joxe: Der Wandel des Krieges im Zeitalter der Globalisierung. Europäische Multipolarität versus US-amerikanische Hegemonie (62-71) Mark Duffield: Netzwerk-Kriege und neue sicherheitspolitische Dimensionen (72-87) Barbara Christophe: Parastaatlichkeit und Schattenglobalisierung: Das Beispiel Georgien (88-100) II. Ursachen, materielle Grundlagen und Transnationalisierung gegenwärtiger Kriege Michael Ehrke: Die Ökonomie innerstaatlicher Kriege - eine Kritik der Weltbank-Analysen (102-121) Frances Stewart: Horizontale Ungleichheit als Ursache von Bürgerkriegen (122-141) Marianne Moor: Die „Entführungsindustrie": Öl ins Feuer interner Konflikte (142-154) Tara Kartha: Profitstreben und bewaffnete Gewalt in Indien (155-166) Alessandro Monsutti: Transnationale Überlebensnetzwerke in Kriegen: Migration und Diaspora am Beispiel Afghanistans (167-181) III. Der Blickwinkel der Gewaltakteure und ihrer Opfer Klaus Schlichte: Krieg und bewaffneter Konflikt als sozialer Raum (184-199) Luis Martinez: Jugend, Islamismus und Gewalt in Algerien (200-212) Luke Dowdney: Kinderarbeiter in den Drogenbanden Rio de Janeiros: Straftäter oder Soldaten? (213-222) Regine Schönenberg: Transnationale Schattenökonomie im brasilianischen Amazonasgebiet (223-233) IV. Bausteine der Stabilisierung Bernhard Moltmann (unter Mitarbeit von Marcel M. Baumann): Die „Friedensindustrie" als Konfliktmotor? Das Beispiel Nordirland (236-248) Damian Lilly: Vereinnahmung oder Zusammenarbeit? Die Beziehungen zwischen Militär und humanitären Helfern in internationalen Krisen (249-259) Stefan Mair: Die Rolle von Private Military Companies in Gewaltkonflikten (260-273) Angelika Spelten: Stabilisierung durch „Friedensökonomie"? (274-285) Stefan Oeter: Entwicklungstendenzen bewaffneter Gewalt und das Völkerrecht (286-305) Sabine Kurtenbach: Nachhaltige Strategien zum Umgang externer Akteure mit Gewalt (306-320)
Tine Hanrieder (CTH)
M. A., wiss. Assistentin, Geschwister-Scholl-Institut, LMU München.
Rubrizierung: 4.1 | 4.41 | 2.25 | 2.62 | 2.68 | 2.65 | 2.67 | 2.61 Empfohlene Zitierweise: Tine Hanrieder, Rezension zu: Sabine Kurtenbach / Peter Lock (Hrsg.): Kriege als (Über)Lebenswelten. Berlin: 2004, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/20085-kriege-als-ueberlebenswelten_23393, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 23393 Rezension drucken