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Hans-Joachim Heintze / Annette Fath-Lihic (Hrsg.)

Kriegsbegründungen. Wie Gewaltanwendung und Opfer gerechtfertigt werden sollten

Berlin: BWV Berliner Wissenschafts-Verlag GmbH 2008 (Bochumer Schriften zur Friedenssicherung und zum Humanitären Völkerrecht 59); 109 S.; kart., 19,80 €; ISBN 978-3-8305-1449-7
Krieg ist ein Begriff, mit dem millionenfaches Leid und Zerstörung assoziiert werden. Da er beim Volk meist auf Ablehnung stößt, haben Herrschende seit Jahrhunderten versucht, die Anwendung von Gewalt moralisch und rechtlich zu begründen. Die Autoren analysieren diese Geschichte der Rechtfertigungen von Augustinus über die Kreuzzüge bis zum Irak-Krieg der USA. Hans-Joachim Heintze untersucht in seinem differenzierten Beitrag die Rechtfertigungen des Kosovo-, Afghanistan-, und Irak-Kriegs in Bezug auf ihre Völkerrechtsmäßigkeit. Im Falle des Kosovo habe man, so der Autor, mit der Notwendigkeit argumentiert, bedrohten Menschen zu Hilfe kommen zu müssen, da sich ein Rechtsinstitut humanitärer Intervention herausgebildet habe. Dabei ist für Heintze jedoch „eine diesbezügliche Staatspraxis [...] nicht erkennbar, wie sich jüngst wieder anlässlich der humanitären Katastrophe in Darfur zeigte“ (71). Dass letztlich alle drei Kriege völkerrechtswidrig waren, steht am Ende seines Beitrages als Ergebnis fest. Zudem äußert er Sorge über die Entwicklung, „dass die Politik Kriege wieder als Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln betrachtet“ (72). Martin Wengeler untersucht die "justification speeches" oder Kriegsbotschaften des 20. Jahrhunderts als wieder aktuell gewordene Textsorte. Zwar seien sie formal in den letzten hundert Jahren unverändert geblieben, jedoch zeige sich, dass die Sprache und der Stil weniger martialisch und wesentlich zivilisierter geworden seien. Damit seien Kriege aber noch lange nicht ziviler geworden, und dies ist für den Autor ein Grund, seine Skepsis gegen die angeführten Rechtfertigungen zu behalten. Die Beiträge von Historikern, Philosophen und Rechtswissenschaftlern gehen auf ein wissenschaftliches Symposium im Herbst 2004 in Berlin zurück, das das Institut für Demokratie und Frieden der FernUniversität Hagen durchgeführt hat.
Timo Lüth (TIL)
Student, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 4.1 | 4.41 | 2.22 Empfohlene Zitierweise: Timo Lüth, Rezension zu: Hans-Joachim Heintze / Annette Fath-Lihic (Hrsg.): Kriegsbegründungen. Berlin: 2008, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/29316-kriegsbegruendungen_34679, veröffentlicht am 02.09.2008. Buch-Nr.: 34679 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken