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Brigitte Bargetz / Andrea Fleschenberg / Ina Kerner / Regina Kreide / Gundula Ludwig (Hrsg.)

Kritik und Widerstand. Feministische Praktiken in androzentrischen Zeiten

Opladen/Berlin/Toronto: Verlag Barbara Budrich 2015 (Politik und Geschlecht 26); 205 S.; 29,90 €; ISBN 978-3-8474-0065-3
Die Herausgeberinnen verfolgen mit dem Band „das Ziel, die politischen und theoretischen Debatten um Kritik und Widerstand durch eine feministische Perspektive zu erweitern“ (10). Während in der feministischen Auseinandersetzung das Verhältnis zwischen politischer Praxis und Wissenschaft immer wieder als Spannungsverhältnis bezeichnet wird, begreifen die Autorinnen in diesem Band die wechselseitige Bezugnahme als Voraussetzung für eine kritische Wissenschaft. Eine genauere Standortbestimmung der feministischen (Politik‑)Wissenschaft leisten Birgit Sauer und Tina Jung. Sauer entwirft eine Chronologie der feministischen Politikwissenschaft entlang ihrer Kritikmodi, Jung problematisiert das „produktive wie konflikthafte Verhältnis von feministischer Theoriebildung und den großen Theorieströmungen des 20. Jahrhunderts“ (67) sowie die vermachteten Orte der Wissensproduktion. Die Potenziale widerständiger feministischer Praxen werden an verschiedenen Beispielen diskutiert. Christiane Leidinger zeigt unterschiedliche politische Aktionsformen am Beispiel der Frauenwiderstandscamps im Hunsrück in den 1980er‑ und 1990er‑Jahren auf; Katharina Volk plädiert für eine Verbindung von Kritik und Utopie, die sie weder in der gleichstellungspolitischen Forderung nach einer Quote noch bei den „Slutwalks“, deren Aktivist_innen sich gegen Sexismus, sexuelle Gewalt und rassistische Ausbeutung wenden, umgesetzt sieht. Die Beiträge im letzten Abschnitt kreisen schließlich um eine Reformulierung feministischer Theorie und Praxis. Uta Schirmer sieht dabei die Kämpfe um Subjektivierungsweisen als zentral an und zeigt am Beispiel kollektiver trans*‑queerer Alltagspraxen, wie die zweigeschlechtliche Struktur der Welt infrage gestellt und alternative geschlechtliche Existenzweisen hervorgebracht werden können. Die Publikation öffnet den Blick für das Kritikpotenzial feministischer Politikwissenschaft. In Anbetracht der Vielzahl unterschiedlicher Perspektiven wäre ein bilanzierender Abschlussbeitrag der Herausgeberinnen wünschenswert gewesen. Der Band geht auf eine Tagung des Arbeitskreises Politik und Geschlecht in der Deutschen Vereinigung für Politikwissenschaft zurück, die im Januar 2012 stattgefunden hat.
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Rubrizierung: 2.272.362.655.425.2 Empfohlene Zitierweise: Alexandra Scheele, Rezension zu: Brigitte Bargetz / Andrea Fleschenberg / Ina Kerner / Regina Kreide / Gundula Ludwig (Hrsg.): Kritik und Widerstand. Opladen/Berlin/Toronto: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39647-kritik-und-widerstand_45033, veröffentlicht am 04.05.2016. Buch-Nr.: 45033 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken