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Beate Neuss (Hrsg.)

Kroatien in der EU. Stand und Perspektiven

Hamburg: Verlag Dr. Kovač 2015 (Chemnitzer Schriften zur europäischen und internationalen Politik 8); 144 S.; 75,80 €; ISBN 978-3-8300-8218-7
Als Voraussetzung für den Beitritt zur Europäischen Union hatte Kroatien einen „dreifachen Transformationsprozess zu bewältigen: vom Krieg zum Frieden, vom sozialistischen Staatssystem zum Rechtsstaat und zur Demokratie sowie von der sozialistischen Plan‑ zur Marktwirtschaft“ (9), schreibt Herausgeberin Beate Neuss. Um diesen schwierigen Weg des Landes in die EU ging es während einer Tagung im November 2013 an der TU Chemnitz, auf der dieser Band basiert. Die Autoren bescheinigen Kroatien, dass es eine größere Erschwernis bei dem Modernisierungsprozess und dem Aufbau eines demokratischen Systems zu durchlaufen hatte als die anderen postsozialistischen Staaten. Die kriegerischen Ereignisse der 1990er‑Jahre benennt Tado Jurić als Hauptursache für die späte Einbindung Kroatiens in die EU, deren direkte Folge sei dann die verspätete Transformation des Landes gewesen. Insgesamt bestätige das Beispiel Kroatien jedoch, dass der Stabilisierungs‑ und Assoziierungsprozess für den westlichen Balkan einen Weg darstelle, der tatsächlich zum EU‑Beitritt führen könne. Dass Kroatien allerdings nur eine simulierte Demokratie („simulated democracy“, 47) praktiziere, konstatiert Zoran Kurelić. Die EU‑Politik der Konditionalität hält er für gescheitert, denn es sei der Republik nicht gelungen, den Weg hin zu einer echten Demokratie tatsächlich zu gehen. Er erläutert, wie Kroatien im und durch den Bürgerkrieg einen Weg eingeschlagen habe, der – unabhängig von der parteipolitischen Färbung der Regierung – eine gelebte Demokratie nicht habe aufkommen lassen. Die demokratische Zukunft des Landes hänge von der Entwicklung der Zivilgesellschaft ab. Peter Neumann hingegen attestiert den Menschen demokratische „Lern‑ und Entwicklungsfähigkeit“ (93), wozu die Verfassung der Republik Kroatien den Rahmen geboten habe. Dem wirtschaftlichen Transformationsprozess widmet sich Michael Lange, den er insofern als hürdenreich betrachtet, als das Land den Verlust des Comecon‑ und des gesamtjugoslawischen Marktes zu verkraften, den Modernisierungsrückstand aufzuholen und die Transition in ein marktwirtschaftliches System zu bewältigen hatte. In dieser Situation traf die Finanzkrise die Republik in besonderer Weise. Um eine positivere ökonomische Entwicklung zu erzielen, seien Strukturreformen „der gesamten kroatischen Wirtschaft und Verwaltung“ (119) erforderlich, dazu zähle auch die Bekämpfung der Korruption. Die politische Stabilisierung des Landes hänge, so Lange, wesentlich vom erfolgreichen Handeln der Regierung in der Wirtschafts‑ und Wachstumspolitik ab.
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Rubrizierung: 2.612.222.22.234.223.1 Empfohlene Zitierweise: Sabine Steppat, Rezension zu: Beate Neuss (Hrsg.): Kroatien in der EU. Hamburg: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38839-kroatien-in-der-eu_46532, veröffentlicht am 10.09.2015. Buch-Nr.: 46532 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken