Laboratorium Deutschland? Der ostdeutsche Transformationsprozeß als Herausforderung für die deutschen Sozialwissenschaften
Diss. - Weingarz fragt, ob und wie die deutschen Sozialwissenschaften den Herausforderungen der Transformation im vereinten Deutschland gerecht werden konnten. Die Analyse gliedert sich in drei Teile: Im Fokus des ersten Abschnitts stehen zentrale Begrifflichkeiten der Transformationsforschung in Deutschland und deren Verwendungsweise im Rahmen sozialwissenschaftlicher Literatur. Weingarz weist nach, dass sich keine einheitliche Terminologie herausgebildet hat und auch nicht der Versuch unternommen wurde, eine Vereinheitlichung über die Disziplingrenzen hinweg zu erreichen. Im zweiten Teil setzt er sich mit der Anwendbarkeit und Erklärungskraft sozialwissenschaftlicher Großtheorien bezüglich der Transformation Ostdeutschlands auseinander. In Ermangelung einer spezifischen Transformationstheorie plädiert der Autor im Anschluss an Sandschneider für eine Verknüpfung verschiedener Theorieelemente aus systemtheoretischen, akteurszentrierten, modernisierungstheoretischen und institutionellen Ansätzen. Der dritte Abschnitt beleuchtet anhand dreier Beispiele (Treuhandanstalt, politische Kultur, Eliten) den Umgang der Sozialwissenschaften mit einzelnen Transformationsbereichen und die Herausbildung jeweils bereichs- und disziplinspezifischer Forschungskontroversen. Weingarz kommt zu dem Ergebnis, dass zwar eine quantitativ und qualitativ beachtliche sozialwissenschaftliche Forschungsleistung erbracht wurde, sich jedoch kein eigener Forschungsbereich zum Thema Transformation im vereinten Deutschland herausgebildet hat. Von der Bildung allgemeiner Theorien sei man eben soweit entfernt wie von gemeinsamen Begrifflichkeiten. Der Untersuchungszeitraum der sehr hilfreichen Studie erstreckt sich auf die Jahre zwischen 1990 und 1999.