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Nicole Kempton / Nan Richardson (Hrsg.)

LAOGAI. The Machinery of Repression in China

Münster: agenda Verlag 2009; 160 S.; geb., 32,- €; ISBN 978-3-89688-390-2
„Laogai“ bedeutet „Reform durch Arbeit“ und steht für das chinesische Arbeitslagersystem, das mit sowjetischer Hilfe in den 50er-Jahren eingerichtet wurde und unter einem geänderten Namen noch heute existiert. Das Programm, das dem System zugrunde liegt, lautet „Zwangsarbeit ist das Mittel, Gedankenreform ist das Ziel“ und beschränkt sich nicht nur auf Kriminelle, sondern umfasst auch die Bestrafung von politisch Andersdenkenden. Die Laogai Research Foundation mit Sitz in Washington D. C. und gegründet von dem chinesischen Dissidenten Harry Wu, der 19 Jahre ohne Anklage in diesen Lagern verbrachte, hat es sich zur Aufgabe gemacht, über das Zwangsarbeitersystem aufzuklären. Mit diesem Band wird ein umfassender Überblick geboten und zugleich ein kritischer Blick auf das heutige China geworfen. Nach einer Einleitung in das Thema wird zuerst die Geschichte der Menschenrechte (d. h. vor allem ihrer Verletzung) in der Volksrepublik erzählt. Schon die Stationen der chronologischen Einteilung, zu denen die Kampagne gegen die sogenannten Rechtsabweichler, der „große Sprung nach vorn“, die Kulturrevolution und das Tiananmen-Massaker gehören, zeigen auf einen Blick, wie eng die Geschichte dieser Diktatur mit der Ausübung von Gewalt verbunden ist. Dem schließt sich ein autobiografischer Beitrag Wus an, der exemplarisch für viele andere Schicksale steht. Der Hauptteil des Bandes besteht aus einer bebilderten Darstellung des Lagersystems. Dazu gehört auch der Aspekt, dass sich die Lager lange selbst finanzieren mussten und deshalb bis heute Waren für den Verkauf produzieren – auch für den Export in den Westen. Thematisiert werden ferner u. a. die Organentnahme bei Hingerichteten sowie die Beschränkungen der Pressefreiheit. Außerdem werden einige früher oder gegenwärtige Inhaftierte in Kurzbiografien vorgestellt, dazu gehören die uigurische Menschenrechtsaktivistin Reiya Kadeer, Wang Dan, einer der Studentenführer auf dem Tiananmen, sowie der Journalist Shi Tao, der nach einem Verrat seines E-Mail-Kontos durch Yahoo 2004 zu zehn Jahren Haft verurteilt wurde.
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.682.254.42 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Nicole Kempton / Nan Richardson (Hrsg.): LAOGAI. Münster: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/31582-laogai_37611, veröffentlicht am 17.02.2010. Buch-Nr.: 37611 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken