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Margherita Zander

Laut gegen Armut – leise für Resilienz. Was gegen Kinderarmut hilft. Redaktionelle Bearbeitung: Martin Roemer

Weinheim/Basel: Beltz Juventa 2015; 307 S.; 24,95 €; ISBN 978-3-7799-2981-9
Das Phänomen der Kinderarmut wurde von der Politik lange Zeit geleugnet und erst seit Mitte der 1990er‑Jahre als eigenständiges Problem wahrgenommen. Zwar hat es seitdem Fortschritte in der Forschung und der Berichterstattung gegeben, die Kinderarmut aber hat kontinuierlich zugenommen. Margherita Zander hat die politische und wissenschaftliche Debatte über die Jahre verfolgt, sozialpädagogische Projekte begleitet und Stellung bezogen gegen eine bis heute defizitäre Politik der Armutsbekämpfung. In diesem Band hat sie Aufsätze, Stellungnahmen und Vorträge versammelt und kapitelweise zu verschiedenen Fragestellungen gebündelt. Sie stammen aus dem Zeitraum zwischen 1997 und 2014. Damit lassen sich für jedes Kapitel die Entwicklungen und der Verlauf der Debatten nachvollziehen, vor allem aber wird deutlich, dass die vor zwei Jahrzehnten formulierten Annahmen und Forderungen bis heute nicht an Gültigkeit verloren haben. Einen Themenkomplex bilden Ursachen, Ausmaß, Erscheinungsformen und Folgen der Kinderarmut, die Zander als ein vielschichtiges, gesellschaftlich verursachtes Problem darstellt. In Deutschland zeige sich als neuer Trend ein „Nebeneinander von sogenannten ‚verfestigten’ oder ‚alten’ und von ‚neuen Armutsformen’. Hinzu kommt die ‚Migrationsarmut’, deren spezifische Ursachen und Ausprägungen man gesondert im Blick haben sollte.“ (47) Diese verschiedenen Formen der Armut „sind Ausdruck eines gesellschaftlichen Polarisierungsprozesses, der längst zu neuen Folgen von sozialer Ausgrenzung und Marginalisierung geführt hat“ (49), schreibt Zander und geht in einem weiteren Abschnitt auf die subjektiven Auswirkungen von Armut ein. In dem skizzierten komplexen Problemgefüge sieht die Autorin die Notwendigkeit, armutsbetroffene Kinder bei der Bewältigung extremer Notlagen gezielt zu unterstützen und ihre seelische Widerstandskraft zu stärken. Wie eine solche Resilienzförderung aussehen und umgesetzt werden könnte, ist Gegenstand eines weiteren Kapitels. Kritisch setzt sie sich zudem mit den Handlungsoptionen und dem Selbstverständnis der Sozialen Arbeit in Zeiten zunehmender Prekarisierung auseinander, von denen, so Zander, nicht nur „die Adressaten der Sozialen Arbeit betroffen [sind], sondern zunehmend auch die Fachkräfte selbst“ (135). Vornehmlich an diese ist der Band gerichtet, mit dem Zander „zu einem entschiedenen politischen Engagement“ (137) auffordern möchte.
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Rubrizierung: 2.343 Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Margherita Zander: Laut gegen Armut – leise für Resilienz. Weinheim/Basel: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38569-laut-gegen-armut--leise-fuer-resilienz_46852, veröffentlicht am 25.06.2015. Buch-Nr.: 46852 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken