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Nicole Deitelhoff / Michael Zürn

Lehrbuch der Internationalen Beziehungen. Per Anhalter durch die IB-Galaxis

München: C. H. Beck 2016; 390 S.; ISBN 978-3-406-65439-8
„Keine Panik“, so lautet der Eintrag über den Planeten Erde in dem von Douglas Adams geschriebenen interstellaren Reiseführer „Per Anhalter durch die Galaxis“. Dieses Lehrbuch stellt sich mit seinem „kurzweiligen wie informativen“ (Verlagsankündigung) Angebot in diese Tradition, wenn es durch die „Internationalen Beziehungen (IB) als Galaxis“ (11) zu führen verspricht. Das Orientierungsangebot von Nicole Deitelhoff und Michael Zürn folgt dabei dieser Logik: Das multiparadigmatische Universum der Internationalen Beziehungen bietet – ähnlich wie die Galaxien im Universum – ein für Einsteiger_innen verwirrendes Bild ungeahnter Vielfalt. Diese komplexe Praxis lässt sich nur durch Theorie angemessen abbilden und begreifen, weswegen die Autorin und der Autor einen Schwerpunkt auf die Darstellung der Perspektiven der verschiedenen Schulen der Internationalen Beziehungen legen. Insgesamt gelte es für die Frühphase der Internationalen Beziehungen derer drei zu unterscheiden: „die Liberalen, die zunächst Idealisten, später auch gelegentlich Neoinstitutionalisten genannt wurden, die Realisten, die eigentlich immer so genannt wurden, und die Marxisten, die viele Namen trugen und tragen und zu denen keiner der Namen je so richtig passen wollte“ (17). Ihre Theorien gründen alle auf der Vorstellung einer internationalen Staatenwelt und liefern unterschiedliche Antworten auf eine der, wenn nicht gar auf die zentrale Frage der Internationalen Beziehungen überhaupt: Wie lässt sich der Krieg zwischen den Staaten verhindern? Aktuell indes stehen Fragen nach globaler Regierbarkeit und der Verrechtlichung des internationalen Raumes im Mittelpunkt. Die Entwicklung des Konzepts der Global Governance, so das Autorenduo, bilde all jene „neuartigen Regelungen jenseits des Nationalstaates“ ab, die „im Zuge der gesellschaftlichen Denationalisierung notwendig wurden“ (207). Das meint weniger, dass dem Staat keine Bedeutung mehr zukommt. Allerdings ist er nicht mehr der ausschließliche Akteur im globalen Ringen um Krieg und Frieden. Neben gesellschaftlichen subnationalen Akteuren treten mit transnationalen Konzernen und supranationalen Zusammenschlüssen, wie etwa der Europäischen Union, verstärkt auch solche Akteure auf, die sich mit den herkömmlichen Kategorien von Staatlichkeit – nach Jellinek Staatsvolk, Staatsgebiet, Staatsgewalt – nicht mehr hinreichend beschreiben lassen und die dennoch signifikanten Einfluss auf die internationale Sphäre auszuüben vermögen. Die Idee, ein theoriezentriertes Lehrbuch über die Internationalen Beziehungen mit wiederkehrender Referenz auf die berühmte Trilogie in fünf Bänden von Douglas Adams zu schreiben, ist bestechend – ebenso, wie die durchweg zugängliche Sprache des Bandes.
{LEM}
Rubrizierung: 4.1 Empfohlene Zitierweise: Matthias Lemke, Rezension zu: Nicole Deitelhoff / Michael Zürn: Lehrbuch der Internationalen Beziehungen. München: 2016, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/40190-lehrbuch-der-internationalen-beziehungen_48486, veröffentlicht am 01.12.2016. Buch-Nr.: 48486 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken