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David Gardner

Letzte Chance. Der Nahe und Mittlere Osten am Scheideweg. Aus dem Englischen von Eva Dempewolf und Regina Schneider

Darmstadt: Primus Verlag 2010; 246 S.; 24,90 €; ISBN 978-3-89678-829-0
Gardner, langjähriger Chef-Leitartikler und International Affairs Editor der britischen Financial Times, liefert mit seinem politischen Essay eine breite Tour d’horizon von Ägypten bis Pakistan. Entstanden ist so eine kritische Bestandsaufnahme. Autokratie und Despotie sind, so Gardner, die Hauptursachen für politisches Scheitern und eine Erklärung für die zurückgebliebene Entwicklung dieser Region. Ein weiterer gewichtiger Faktor bildet seiner Ansicht nach die US-amerikanische Außenpolitik. Mit ihren Hauptzielen, einen sicheren Zugang zu Energieressourcen und kurzzeitige politische Stabilität herzustellen, seien die USA maßgeblich mitverantwortlich für die gegenwärtige Situation in diesen Ländern. Damit argumentiert Gardner allerdings nicht mit monokausalen Ursachen für die Fehlentwicklungen, sondern zeigt in einer Analyse der historischen Hintergründe eindrucksvoll das Wechselspiel von Ursache und Wirkung. Er liefert damit einen empirisch fundierten Einblick in die Genese des Nahen und Mittleren Ostens. Dabei zeigt sich auch, dass sich die US-amerikanische Unterstützung der gegen die sowjetischen Besatzer kämpfenden Mudschaheddin in Afghanistan oder von Saddam Hussein in den 70er- und 80er- Jahre als gefährlicher Bumerang erwiesen hat. Außerdem haben die Invasionen in Afghanistan 2001 und in den Irak 2003 unbeabsichtigt die religiöse Gemeinschaft der Schia gestärkt. Die bisherigen politischen Handlungsmuster westlicher Politik – einseitige Unterstützung von Israel sowie von zuverlässigen autokratischen Machthabern, die Unterdrückung des Islamismus – sind für Gardner schließlich die zentralen Gründe für die Krise zwischen der westlichen und der islamischen Welt. Die größten Handlungsmöglichkeiten, um die angeführten Missstände zu beseitigen, sieht er nicht in der arabischen Welt selbst, sondern bei den US-Amerikanern. Und so plädiert Gardner für eine unparteiische Vermittlungspolitik im Nahostkonflikt, die Gründung eines funktionierenden Palästinenserstaates und eine Neujustierung im Umgang mit dem Iran.
Mario-Gino Harms (MGH)
Dipl.Pol., wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft, Helmut-Schmidt-Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.63 | 4.41 | 4.22 Empfohlene Zitierweise: Mario-Gino Harms, Rezension zu: David Gardner: Letzte Chance. Darmstadt: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/32842-letzte-chance_39225, veröffentlicht am 25.10.2010. Buch-Nr.: 39225 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken