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Michael J. Sandel

Liberalismus oder Republikanismus. Von der Notwendigkeit der Bürgertugend. Aus dem Amerikanischen von Joachim Schulte

Wien: Passagen Verlag 1995 (IWM-Vorlesungen zur modernen Philosophie 1994); 119 S.; brosch., 24,80 DM; ISBN 3-85165-159-6
Der Verfasser ist seit über einem Jahrzehnt als einer der wichtigsten kommunitaristischen Rawls-Kritiker bekannt, und so bieten auch die hier zu einem knappen Bändchen zusammengefaßten drei Vorlesungen wenig Überraschungen. Sandel geht intensiv auf Rawls´ Political Liberalism von 1993 ein und übt Kritik am dort seiner Meinung nach aufzufindenden Personenbegriff, an Rawls´ zentralem Konzept des "Faktums des vernünftigen Pluralismus" und an der liberalen Einschränkung des öffentlichen Vernunftgebrauchs (45 ff.), der er eine moralische Resonanz der öffentlichen Diskussion gegenüberstellt. Statt liberalem Pluralismus und Universalismus propagiert Sandel einen am Gemeinwohl orientierten Republikanismus, den er aus der amerikanischen Geschichte herleiten zu können glaubt. Wer Kommunitarist ist, wird sich in diesem Band wiederfinden, wer es nicht ist, wird es auch nach der Lektüre nicht sein. Anhängern des Liberalismus Rawlsscher Provenienz kann das Eröffnungskapitel zur Auseinandersetzung empfohlen werden. Nicht unerwähnt bleiben soll die überaus gelungene Übersetzung des Textes durch Joachim Schulte.
Michael Dreyer (MD)
Prof. Dr., Institut für Politikwissenschaft, Universität Jena.
Rubrizierung: 5.4 Empfohlene Zitierweise: Michael Dreyer, Rezension zu: Michael J. Sandel: Liberalismus oder Republikanismus. Wien: 1995, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/632-liberalismus-oder-republikanismus_439, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 439 Rezension drucken