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Patrick Moreau / Jürgen Lang

Linksextremismus. Eine unterschätzte Gefahr

Bonn: Bouvier Verlag 1996 (Schriftenreihe Extremismus & Demokratie 8); 483 S.; geb., 56,- DM; ISBN 3-416-02543-1
Frei nach dem Motto, daß wer über den deutschen Linksextremismus spricht, über die PDS nicht schweigen darf, behandelt der Band auf knapp 250 der 450 Textseiten die SED-Nachfolgepartei, von der Mitgliedschaft über Aufbau und Finanzierung bis hin zu ihren Vorfeldorganisationen. Den "klassischen" linksextremen Gruppierungen einschließlich der linksterroristischen kommt hingegen weit weniger Aufmerksamkeit zu, teilweise werden sie nur unter dem Gesichtspunkt ihrer Beziehungen zur PDS analysiert. Um den Nachweis zu erbringen, daß "von der PDS eine Gefahr für den Bestand der freiheitlich demokratischen Grundordnung aus[geht]" (424), haben Moreau und Lang eine beeindruckende Fülle von Primärquellen ausgewertet und zum Teil äußerst detailliert programmatische und personelle Entwicklungen sowie innerparteiliche Auseinandersetzungen nachgezeichnet. Wenn der Nachweis dennoch nicht gelingt, liegt das weniger an der unzweifelhaft "demokratischen" Reputation der PDS als vielmehr an konzeptionellen Schwächen der Untersuchung. Denn um den linksextremen Charakter der Gesamtpartei zu belegen - also nicht nur den einiger ihrer einschlägigen Arbeitsgruppen -, hätte es zumindest klar definierter Beurteilungskriterien bedurft; die behauptete "Gegnerschaft zum demokratischen Verfassungsstaat" (18) reicht dafür nicht aus. In der selektiven Auswertung des Quellenmaterials und trotz des umfangreichen Fußnotenapparats erhält der vorliegende Band denn auch eher den Charakter einer politischen Streitschrift, derer es bekanntlich gerade zur PDS unzählige gibt. Insofern findet sich das Diktum vom "Mangel an wissenschaftlich ausgewiesenen Fragestellungen, begrifflicher Präzision, methodischer Klarheit und systematischer Analyse in der PDS-Literatur" (Neugebauer / Stöss) hier neuerlich bestätigt. Die PDS sine ira et studio zu analysieren, scheint nach wie vor ein schwieriges Unterfangen. Aus dem Inhalt: I. Einleitung (15-23); II. Die PDS (24-244); III. Mit der PDS kooperierende revolutionär-marxistische Organisationen (245-275); IV. PDS-kritische revolutionär-marxistische Organisationen (276-311); V. Anarchisten (312-326); VI. Linksterrorismus und Autonome (327-403); VII. Übergreifende Kampagnen der linksextremen "Szene" (404-418); VIII. Schlußwort: Das Gefährdungspotential des Linksextremismus im geeinten Deutschland (419-426).
Michael Edinger (ME)
M. A., wiss. Mitarbeiter, Sonderforschungsbereich 580, Universität Jena (www.uni-jena/svw/powi/sys/edinger.html).
Rubrizierung: 2.372.331 Empfohlene Zitierweise: Michael Edinger, Rezension zu: Patrick Moreau / Jürgen Lang: Linksextremismus. Bonn: 1996, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/1691-linksextremismus_1933, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 1933 Rezension drucken