Politikwiss. Diss. Bremen; Gutachter: Jörg Huffschmid, W. Lamping. – Die gesetzliche Rentenversicherung ist der zentrale Baustein der Alterssicherung im deutschen Sozialmodell. Die Rentenreform von 2001 ist Ausdruck eines Paradigmenwechsels. Erstmalig kam es zu zwischen- und innerparteilichen Konflikten, die auch den Weg in den Wahlkampf 1998 fanden. So wurde die Zielsetzung der gesetzlichen Rentenversicherung geändert (von Lebensstandardsicherung im Alter zu Beitragsstabilität), die private Altersvorsorge gefördert („Riester-Rente“) und der Einstieg in die Teil-Privatisierung der Alterssicherung vorgenommen. In dieser Studie verknüpft die Autorin den Forschungsansatz der Globalisierungsforschung mit dem der Verbands- und Lobbyismus-Forschung. Im Fokus steht die Darstellung des Einflusses der Versicherungswirtschaft sowie des Banken- und Finanzsektors auf den gesamten Prozess der deutschen Rentenreform, die 2001 ihren vorläufigen Abschluss fand. Dazu wurden die Interessen, Zielvorstellungen und Forderungen der Finanzdienstleistungsbranche untersucht sowie Mittel und Strategien rekonstruiert. Da die Unternehmen der Finanzdienstleistungsbranche als Gewinner der Rentenreform betrachtet werden können, stellt sich die Frage, ob dieser Umstand Ergebnis der Lobbytätigkeit der Branche oder lediglich ein „Nebeneffekt“ (18) ist. Das Thema Alterssicherung in Deutschland ist zwar bislang gut erforscht, aufgrund des permanenten Wandels des Rentensystems bestehen dennoch offene Fragen, vor allem hinsichtlich der Einflussnahme von Interessenvertretern auf die Reformprozesse des Rentenmodells. Mit ihrer logisch aufgebauten, wissenschaftlich fundierten und detaillierten Studie bietet die Autorin einen Erkenntnisgewinn für die Politikwissenschaft, insbesondere für den Bereich der Interessenvertretung.