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Martin Welker / Andrea Kloß (Hrsg.)

Lokale Partizipation und Bürgermedien. Laienpublizistik und Öffentlichkeit im ländlichen Raum

Konstanz: UVK Universitätsverlag 2016; 247 S.; 39,- €; ISBN 978-3-86764-565-2
Die sogenannte Pegida‑Bewegung mit ihren Lügenpresse‑Parolen zeige, „wie eng Demokratieverständnis, gesellschaftliches Erkenntnisvermögen und Medienkompetenz“ (19) zusammenhängen, schreiben Martin Welker und Andrea Kloß einleitend. Kann das wachsende Misstrauen gegenüber etablierten Medien durch die Einbeziehung der Bürger_innen in den Lokaljournalismus (in Form von „Laienpublizistik“, 93) abgebaut werden? Diese Frage lag dem Begleitforschungsprojekt „Die Aufmacher – Neue Medienangebote von und für Bürger/‑innen im Landkreis Ludwigslust‑Parchim und im Vogtlandkreis“ (15) zugrunde, auf dem das Buch basiert. Die Studie wurde von 2011 bis 2013 von der Universität Leipzig durchgeführt. Im Medienprojekt „Die Aufmacher“ der Jugendpresse Deutschland wurden in ostdeutschen Regionen neue Bürgerzeitungen eingerichtet und Bürgerredakteure journalistisch geschult. Ziel war es, die Zivilgesellschaft durch die Vermittlung von Medienkompetenz zu stärken. Die Autoren bezeichnen ihre Arbeit als Interventionsforschung. Zunächst wurde der Status quo in den untersuchten Regionen erfasst, unter anderem mittels einer Inhaltsanalyse der lokalen Presse und qualitativer Interviews mit Bürgern. Nach der Etablierung der Bürgerzeitungen wurde abschließend deren Bekanntheit und Nutzung durch eine quantitative Studie erhoben. Über den anwendungsorientierten Abschlussbericht hinausgehend wurden die vorliegenden Ergebnisse vertiefend analysiert und theoretisch angereichert. Zur Darstellung der lokalen Kommunikationsräume setzen die Autorinnen und Autoren auf die an Habermas angelehnte „Communication Infrastructure Theory“ (77). Für den untersuchten Landkreis Ludwigslust‑Parchim wurde in der Voruntersuchung Überalterung, Abwanderung, eine dünne Besiedlungsdichte, teils fehlende soziale Einrichtungen, „substanzielle Aktivitäten“ (126) Rechtsextremer und eine relative geringe mediale Vielfalt als prägende Phänomene festgestellt. Die neu gegründete Bürgerzeitung „DIE AUFMACHER“ (142) wurde insgesamt neunmal in mehreren tausend Exemplaren produziert und im Landkreis verteilt. Die Reaktion der Leser habe sich in Grenzen gehalten. Im Ergebnis „konnte eine gewisse Scheu und Zurückhaltung der Bewohner“ (145) sowie „Neugierde gepaart mit einer gewissen Skepsis“ (214) beobachtet werden. Die Bürgerzeitung habe am Ende einen Bekanntheitsgrad von „5,3%“ (225) erreicht. Die Mitarbeit am Projekt sei aber als ein „Gewinn“ (226) und als „freudige Abwechslung zum häufig ereignislosen Alltag“ (226) von den Beteiligten wahrgenommen worden.
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Rubrizierung: 2.3252.3332.37 Empfohlene Zitierweise: Wolfgang Denzler, Rezension zu: Martin Welker / Andrea Kloß (Hrsg.): Lokale Partizipation und Bürgermedien. Konstanz: 2016, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/40186-lokale-partizipation-und-buergermedien_47516, veröffentlicht am 08.12.2016. Buch-Nr.: 47516 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken