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Stefan Koslowski (Hrsg.)

Lorenz von Stein und der Sozialstaat

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2014 (Staatsverständnisse 63); 223 S.; brosch., 39,- €; ISBN 978-3-8487-1063-8
In diesem Sammelband geht es um das Staats‑ und Gesellschaftsdenken Lorenz von Steins (1815‑1890) und dabei insbesondere um den Aspekt der von ihm vorgedachten Sozialstaatlichkeit. Von Stein, dessen Werk auf die Versöhnung von bürgerlich‑liberalem Staatsdenken mit einer die soziale Ungleichheit der Industrialisierung des 19. Jahrhunderts akzentuierenden Gegenwartsdiagnose abzielte, war eine der prägenden Figuren im preußischen Staatsdenken seiner Zeit. Die Beitragsautoren umreißen dabei ein weites Feld, angefangen von sehr allgemeinen bis hin zu sehr detaillierten Aspekten des Wirkens von Steins. Dirk Blasius etwa entwirft in einer eher allgemeinen Annäherung von Steins Sozialstaatsbegriff im Kontext der Zeitgeschichte. Angesichts massiver gesellschaftlicher, politischer und ökonomischer Umbrüche, die bei von Stein in eine skeptische Zeitdiagnose gemündet seien, komme es gerade im Spätwerk zu einer variantenreichen „‚sozialen’ Positionsbestimmung“: „Die ‚soziale Frage’ steht über allen anderen Fragen als die ‚große Frage der Gegenwart’“ (38). Im Unterschied zu sozialistischen oder kommunistischen Gruppierungen sei sie aber, so Blasius, für von Stein kein durch Revolution, sondern ein durch „soziale Verwaltung“ (39) und damit letztlich durch den Staat – also: Preußen – zu lösendes Problem. Daw‑Yih Jang, Kuo‑Ching Hsu und Stefan Koslowski beschäftigen sich in ihrem Aufsatz indes mit einer Fragestellung, die einen eher randständigen Aspekt des Wirkens von Steins in den Mittelpunkt rückt. Ihnen geht es um von Steins Beziehung zu China und Japan: Sein Denken habe in Form des deutsch‑japanisch‑chinesischen Verfassungstransfers erheblichen politischen Einfluss ausgeübt und sei zudem auch gewinnbringend auf die Analyse der Verfassungsbewegungen anzuwenden. Indem das Verhältnis von Verfassung und Gesellschaft und der Organismus der Verfassung – beides zentrale Begriffe der Staatswissenschaft von Steins – untersucht werden, könne perspektivisch erklärt werden, „weshalb es Japan gelang, eine Verfassung zu schaffen, und China nicht“ (216).
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Rubrizierung: 5.335.12.311 Empfohlene Zitierweise: Matthias Lemke, Rezension zu: Stefan Koslowski (Hrsg.): Lorenz von Stein und der Sozialstaat Baden-Baden: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38023-lorenz-von-stein-und-der-sozialstaat_46346, veröffentlicht am 29.01.2015. Buch-Nr.: 46346 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken